Das Mittel Botulinumtoxin kann bei manchen Betroffenen mit einer Migräne zur Vorbeugung geeignet sein. Das gilt jedoch nur für die chronische Migräne. Die chronische Migräne ist eine seltene Form. Sie ist dadurch gekennzeichnet, dass ein Patient über mindestens drei Monate an mehr als 15 Tagen monatlich Migräne-Anfälle bekommt. Gerade die chronische Migräne lässt sich mit anderen Methoden nur schwer behandeln. In neueren Studien kam heraus, dass Injektionen mit dem Bakteriengift Botulinumtoxin die Anzahl der Tage senken, an denen die entsprechenden Patienten Migräne haben. Die hochdosierten Botulinumtoxin-Spritzen können somit eine wirksame Prophylaxe bei chronischer Migräne darstellen. Das geht unter anderem aus einem Bericht der Deutschen Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft (DMKG) hervor.
Zu der Behandlung wird das Botulinumtoxin an vier verschiedenen Stellen gespritzt. Es gelangt so direkt in die Kopf- und Nackenmuskeln. Da das Botulinumtoxin die Muskelaktivität hemmt, vermindert es Muskelverspannungen. Diese sind dafür verantwortlich, dass es zum Spannungskopfschmerz und damit zur Migräne kommt. Die Verspannungen, die ihrerseits durch die Schmerzen verstärkt werden können, lösen sich. Ein Mechanismus der gegenseitigen Verstärkung von Muskelspannung und Schmerz wird durch die Botulinumtoxin-Injektionen unterbrochen.
Bei nicht chronischer Migräne sowie beim nicht chronischen Spannungskopfschmerz ist das Bakteriengift Botulinumtoxin allerdings unwirksam. Noch vor kurzem hieß es deshalb, dass die Substanz allgemein Migräneattacken nicht wirksamer vorbeugen kann als ein Scheinmedikament (Placebo). Die damaligen Studien zeigten keine signifikante Besserung. Sie waren aber auf alle Formen der Migräne bezogen und untersuchten nicht die Wirksamkeit speziell bei chronischer Migräne.
Ursprünglich war es ein Zufallsbefund: Frauen, die an Migräne litten und sich aus kosmetischen Gründen das Mittel Botulinumtoxin gegen Falten hatten spritzen lassen, stellten fest, dass mit den Falten auch ihre Kopfschmerzen verschwanden. Darum wurde und wird die Wirksamkeit von Botulinumtoxin gegen verschiedene Kopfschmerzformen in zahlreichen Studien geprüft. Lange Zeit war bei keiner Kopfschmerzform die Wirksamkeit der Behandlung eindeutig nachgewiesen. Die aktuellen Studien konnten für chronische Migräne und chronischen Spannungskopfschmerz schließlich belegen, dass Botulinumtoxin erfolgreich eingesetzt werden kann.