Bei der Penisverkrümmung (Induratio penis plastica = IPP) handelt es sich um eine chronische, zur Vernarbung führende Erkrankung der beiden Erektionsschwellkörper. Dabei treten eine oder mehrere Verhärtungen, die so genannte Plaques, ausgelöst durch Bindegewebswucherungen, im Bereich der Schwellkörper auf. Diese Plaques sind für eine Verkrümmung des Penis verantwortlich, die vor allem bei der Erektion erhebliche Schmerzen verursachen kann.
Obgleich die Krankheit bereits 1743 von dem französischen Chirurgen Francois de la Peyronie beschrieben worden ist (daher auch Peyronie-Krankheit) und bis heute zu den am häufigsten beschriebenen urologischen Erkrankungen zählt, sind die Ursachen dieser Erkrankung bis zum heutigen Tage unbekannt. Vieles spricht dafür, dass wiederholte unbemerkte Mikroverletzungen (Mikrotraumen) der Schwellkörperhaut (Tunica albuginea) bzw. der Trennwand (Septum) der Schwellkörper die Krankheit zum Ausbruch kommen läßt. Vermutet werden auch entzündliche immunologische und metabolische Störungen des kollagenen Bindesgewebes.
Die Folgen sind ein gestörtes Sexualleben bis hin zur Impotenz. Im Laufe der Jahrhunderte wurde immer wieder behauptet, eine Penisverkrümmung stehe im Zusammenhang mit einem exzessiven Sexualleben. Etwa 1% der Männer im Alter von 45 bis 60 Jahren erkranken an ihr. Es handelt sich dabei fast ausschließlich um Europäer bzw. hellhäutige Männer, Afroamerikaner erkranken nur selten, Orientalen oder Asiaten nie.
Die Penisverkrümmung tritt oft in Verbindung mit anderen Krankheiten auf. Bei ungefähr 30% der betroffenen Männer kommt es zusätzlich zu einer bindegewebigen Narbenbildung um die Fingersehnenscheiden der Handinnenflächen, dem Morbus Dupuytren, teilweise mit so genannten Beugekontrakturen und Bewegungseinschränkungen der Finger 3 bis 5. Ob umgekehrt auch beim Morbus Dupuytren vermehrt eine Penisverkrümmung auftritt, ist leider nicht bekannt. Weitere, oft in Kombination mit der Penisverkrümmung auftretende Erkrankungen sind Diabetes und Lebererkrankungen.
Die Induratio penis plastica kann mit und ohne Behandlungen fortschreiten, zum Stillstand kommen oder sich zurückbilden. Gerade dieser unberechenbare Verlauf ist für die Beurteilung der richtigen Behandlungsform äußerst problematisch. Eine plastische Operation wird nur als letzte Behandlungsmöglichkeit in Erwägung gezogen, wenn Medikamente oder die Zeit keine Besserung bewirkt haben. Insbesondere wenn die Erkrankung länger als 6 Monate dauert, die Krümmung die Funktion des Penis einschränkt und die Plaques verkalken, sollte operiert werden.
Das therapeutische Spektrum umfasst folgende Möglichkeiten: an oralen Medikamenten zum Beispiel Kalium-Aminobenzoesäure (Potaba Glenwood) und Vitamin E - diese stellten sich jedoch in plazebokontrollierten Studien als nicht signifikant wirksam heraus - desweiteren direkte Injektionen zum Beispiel mit Verapamil; Interferon, Strahlentherapie und Iontophorese. Nach der Strahlentherapie kann es zu Erektionsstörungen und zu Komplikationen bei etwaigen späteren Operationen kommen.
Dagegen hat die extrakorporale Stoßwellentherapie (ESWT) eine relativ weite Verbreitung bei der Anwendung bei der IPP gefunden. In einer Studie von 1995 bis 1999 wurden 72 Patienten (Durchschnittsalter 55 Jahre) mit unterschiedlichen IPP-Stadien mit der Stoßwelle behandelt. Es wurden 3 bis 5 Behandlungen mit 3.000 Impulsen ohne Lokalanästhsie durchgeführt. Bei 66% der Patienten konnte Schmerzfreiheit, bei 50% bemerkenswerterweise eine Besserung der erektilen Dysfunktion und bei 36% eine nicht signifikante Besserung des so genannten Deviationswinkels erzielt werden. Ernste Komplikationen traten während 4jähriger Anwendung nicht auf.
Die Anwendung der ESWT bei der IPP ist risikoarm, aber kostspielig. Sie eignet sich am besten zur Schmerzbehandlung. Die Methode sollte nur als Heilversuch eingesetzt werden, insbesondere wenn die Patienten die Risiken einer ultimativen operativen Therapie (plastische Operation) scheuen. (Prof. Butz, Nürnberg)
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
Ästhetische Medizin,