Weit über zweitausend Jahre ist die chinesische Heilmethode alt und doch polarisiert sie wie kaum eine andere Behandlung. Während viele Menschen auf die schmerzlindernde Wirkung der gezielten Nadelstiche schwören, schütteln andere nur den Kopf und sehen darin nichts als Hokuspokus. Forschern ist es nun gelungen, den schmerzstillenden Effekt der Akupunktur durch Messungen im Gehirn nachzuweisen.
18 Studienteilnehmern wurde hierzu durch elektrische Impulse gezielt ein Schmerzreiz zugefügt und gleichzeitig das Gehirn mithilfe der funktionellen Magnetresonanztomografie (fMRT) gemessen. Die schmerzverarbeitenden Hirnteile und die darin stattfindende Aktivität in Form von unterschiedlichem Sauerstoffgehalt im Blut wurde so sichtbar gemacht. Zunächst erhielten die Probanden keine Nadelstiche. In Vergleichsmessungen wurden dann aber Akupunkturtechniken angewandt. Es zeigte sich, dass die ursprünglich sehr aktiven Schmerzregionen des Gehirns nach dem Anbringen der Nadeln kaum Reaktionen auf den Schmerzimpuls zeigten.
Die Wissenschaftler fanden heraus, dass die Untersuchungsteilnehmer den immer gleichen Schmerzreiz unterschiedlich empfanden. Besonders durch die Akupunktur-Anwendung veränderte sich die Wahrnehmung des Impulses deutlich. Eine neurobiologische Wirkung der traditionellen chinesischen Heilkunst auf das menschliche Gehirn lässt sich durch diese neuen Ergebnisse allerdings nicht nachweisen. Die Studie zeigt lediglich, dass das Schmerzempfinden in Zusammenhang mit den Nadelstichen steht. Mögliche Placeboeffekte, wie sie von Kritikern der Akupunktur angeführt werden, lassen sich nicht ausschließen. Zudem erkannten die Mediziner, dass die Wirkung der Akupunktur abnimmt, wenn der Schmerz stärker ist.
Nichtsdestotrotz bleibt die chinesische Heilkunst für viele Patienten fester Bestandteil einer Schmerztherapie. Bei einigen Erkrankungen, so zum Beispiel bei Rückenschmerzen und Migräne, übernehmen mittlerweile sogar Krankenkassen die Behandlung durch den Akupunkteur. Die neuen Erkenntnisse bringen die Medizin bei der Erforschung der Wirkungsweise, die hinter den gezielten Nadelstichen steckt, ein gutes Stück weiter. Ob nun aber Glaube, Biologie oder etwas von beidem eine Rolle spielen, bleibt nach wie vor ein - uraltes - Mysterium.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.