Gerüche begleiten uns in jedem Moment unsere Lebens. Dies kann der angenehme Duft eines Sommerregens sein oder der bestialische Gestank nach Autoabgasen in der Großstadt. All diese wiederkehrenden Sinneseinflüsse bringen wir - oder, besser gesagt, unser Gehirn - mit bestimmten Erinnerungen in Verbindung. Den Grund dafür sehen Wissenschaftler im Aufbau des menschlichen Hirns: Hier liegen das Riechzentrum und die Amygdala, vor allem für Angst aber auch andere emotionale Bewertungen und Wiedererkennungen zuständig, sehr nah beieinander. Der Geruchssinn ist daher der Sinn, der am stärksten emotionale Reaktionen speichert.
Bereits seit Milliarden Jahren gibt es Lebewesen, die sich auf ihre Nase verlassen. Auch Bakterien haben ein Gespür für die Aromen ihrer Umwelt. Forscher sind der tatsächlichen Bedeutung des Geruchssinns für unser Leben immer wieder auf der Spur. So fanden deutsche Wissenschaftler heraus, dass bestimmte Gerüche, die unser Körper im Schlaf wahrnimmt, Auswirkungen auf das haben, was wir träumen. Der Duft nach Rosen löste bei den durchweg weiblichen Probanden der Studie schöne Träume aus, während der Gestank fauler Eier Horrorvisionen hervorrief und den entspannenden Schlaf störte.
Forscher der US-amerikanischen Universität Harvard setzten Studenten während des Lernens dem Geruch von Lavendel und Rosmarin aus. Als das Wissen später abgefragt wurde, konnten sich diejenigen besser an das Gelernte erinnern, die während der Befragung wiederum Lavendel und Rosmarin riechen durften. Ihr Gehirn assoziierte den Duft mit dem Lernstoff und rief diesen automatisch wieder auf, als sich der Sinnesreiz wiederholte. Britische Schule denken bereits über eine Aufwertung der Klassenzimmer mit „lernfördernden" Aromen nach.
Auch die physisch-körperlichen Leistungen lassen sich durch Gerüche beeinflussen. So gelang es amerikanischen Wissenschaftlern, die Erfolge von Gewichthebern zu verbessern, indem sie diese dem Duft von Pfefferminze aussetzten. Ausdauer und Kraft der Sportler konnten dadurch merklich erhöht werden. Testreihen mit Leichtathleten kamen zu ähnlichen Ergebnissen. Menthol und wiederum Minze wirkten sich positiv auf die Leistungen in den Disziplinen Sprint und Liegestütze aus. Die Wissenschaftler empfehlen Sportlern zur natürlichen Leistungsverbesserung daher ein Nasenspray mit Pfefferminznote im Vorfeld des Wettkampfs. Also: „Nase auf beim Dauerlauf!"
Wenn einem mal wieder „alles stinkt" und man sich unwohl fühlt, dann muss das also nicht unbedingt eine leere Floskel sein. Die Nase wirkt sich viel mehr in jeder Situation unseres Lebens - ob in wachem oder in schlafendem Zustand - auf das aus, was wir empfinden und wie wir uns fühlen.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.