Stevia ist süß, sehr süß sogar: Die Blätter der in Südamerika vorkommenden Pflanze sind dreißigmal süßer als Zucker, der extrahierte Wirkstoff Steviosid kommt sogar auf die 300-fache Süße. Dabei ist Stevia fast frei von Kalorien, kann bedenkenlos von Diabetikern verzehrt werden und schädigt die Zähne nicht. Ein Heilsbringer also? In der EU jedenfalls ist Stevia zur Verwendung in Lebensmitteln noch nicht zugelassen.
Tatsächlich ging man bis vor kurzer Zeit noch davon aus, Steviolglycosoid könne Krebs auslösen. In Tierversuchen führten hohe Dosen des Süßstoffs nämlich zur Bildung bösartiger Tumore. Mittlerweile hat die Wissenschaft sich in dieser Hinsicht korrigiert. Denn die Studie, die übrigens von der Süßstoffmittelindustrie - also der Stevia-Konkurrenz - finanziert worden war, hantierte mit exorbitant überhöhten Dosen. Die Ergebnisse seien demnach entsprechend unbrauchbar.
Die European Food Safety Authority (efsa), die europäische Lebensmittelaufsicht, steht Stevia zur Verwendung in Lebensmitteln positiv gegenüber. Frankreich hat sogar bereits eine Ausnahmegenehmigung erhalten; dort kommt nun ein Joghurt auf den Markt, der mit dem pflanzlichen Süßungsmittel versetzt wurde. Aus toxikologischer Sicht, so die efsa, sind keine krebserregenden, toxischen oder sonstigen negativen Auswirkungen auf den menschlichen Körper nachzuweisen. Die Zulassung von Stevia für die gesamte Europäische Union wird daher in absehbarer Zeit erwartet. Als Richtlinie empfiehlt die efsa für den Anfang übrigens eine Höchstdosis von vier Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht. Dies sei ein vorsichtiger Richtwert, der darauf beruhe, dass man neue Lebensmittel regelmäßig zunächst mit großer Vorsicht einstufe.
Schmecken kann man den Unterschied zwischen herkömmlichem Haushaltszucker und den Steviolglycosoiden übrigens kaum. In Südamerika, wo die Pflanze bereits seit mehreren hundert Jahren genutzt wird, sind nur wenige Fälle bekannt, in denen Menschen von einem leicht bitteren Beigeschmack berichteten. Dies, so Experten, liege an den bei jedem Menschen unterschiedlichen Geschmackssensoren. Manche Konsumenten nähmen daher bei Süßstoffen eine bittere Note wahr. In seiner Herkunftsregion schwört man neben den geschmacklichen Vorzügen auch auf eine positive gesundheitliche Wirkung von Stevia. Die Pflanze senke erhöhten Blutdruck und lindere Entzündungen. Dies, so Ernährungswissenschaftler und Mediziner hierzulande, müsste zunächst in Studien überprüft werden.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.