SuM: Frau Dr. Berger, Sie haben uns schon viel über die modernen Entwicklungen und Möglichkeiten der ästhetischen Chirurgie erzählt. Dennoch gibt es immer wieder Fälle von missglückten Schönheitsoperationen, bei denen sich die Ärzte offenbar mehr zugetraut haben als ihren Patientinnen gut tut. Eine Schönheits-OP, die hässliche Narben hinterlässt, kann doch nicht als gelungen bezeichnet werden, oder?
Frau Dr. Berger: Das sehe ich auch so. Unschöne Narben sind jedoch nicht das Einzige, das bei Patienten zu Enttäuschungen führt. Verbesserungen der Narben können bereits mit einer Nachbehandlung erreicht werden. Die Liste möglicher Fehler ist jedoch leider sehr viel länger. Es ist eben doch viel Erfahrung notwendig, um die Situation richtig einzuschätzen und daraufhin die passende OP-Methode anzuwenden.
SuM: Welche Fehler entdecken Sie denn am häufigsten?
Frau Dr. Berger: Die Fehler können die falsche Implantatwahl, oder auch die falsche Implantatposition betreffen. Ebenso kann es aber auch eine schlecht operierte Nase, ein hängendes Unterlid, eine nicht erkannte Brustdeformität, oder eine nicht erkannte Thoraxdeformität sein. Außerdem können auch Komplikationen, die sich nach der OP ergeben, beispielsweise bei der Wundheilung, auftreten.
SuM: Diese Aufzählung spricht ja nicht gerade für die Idee, sich einer Schönheitsoperation zu unterziehen. Welche Motivation haben Sie, so offen über die Gefahren zu reden?
Frau Dr. Berger: Ich möchte, dass sich Interessierte ihren Arzt gut aussuchen, damit gewisse Risiken erst gar nicht auftreten. In der modernen Ästhetik ist vieles möglich, unter der Voraussetzung, dass man die Methoden aber auch richtig auswählt und beherrscht. Es tut mit in der Seele weh, wenn Patienten, die im wahrsten Sinne des Wortes schlecht behandelt wurden, zu der ernüchternden Erkenntnis kommen: Ach, hätte ich es doch nur gelassen. Das kann nicht der Anspruch eines verantwortungsvollen plastischen Chirurgen sein.
SuM: Die Geschichte lässt sich nicht zurückdrehen. Wie kann den Betroffenen trotzdem geholfen werden?
Frau Dr. Berger: In diesem Fall braucht der Patient einen qualifizierten plastischen Chirurgen, der eine Menge von Rekonstruktion und Anatomie versteht. Ein erfahrener Arzt erkennt, was möglich und machbar ist, um mit einer Korrekturoperation ein besseres Ergebnis zu erzielen. In den allermeisten Fällen ist das auch zutreffend: Den meisten Patienten kann also wirklich geholfen werden.
SuM: Wir haben zum Schluss noch eine ganz persönliche Frage an Sie, Frau Dr. Berger: Was liegt Ihnen als plastische Chirurgin näher - die Erstoperation, bei der Sie alles richtig machen können oder die Korrekturoperation, bei der Sie die Fehler anderer beheben müssen?
Frau Dr. Berger: (lächelt) Eine sehr gute Frage, die ich mir selbst immer wieder stelle. Natürlich freue ich mich, wenn ich einen Patienten, der vorher noch keine einschlägigen Negativerlebnisse hatte, von den Fortschritten der ästhetischen Chirurgie überzeugen kann. Bei Korrekturoperationen hingegen fühle ich mich ganz besonders gefordert. Es steckt schon ein gewisser chirurgischer Ehrgeiz dahinter, in solchen Fällen doch noch ein schönes Ergebnis zu erzielen. Außerdem kommt noch die menschliche Komponente hinzu. Wer eine missglückte Schönheitsoperation hinter sich hat, verlangt ein Höchstmaß an Feinfühligkeit und Verständnis. Das gebe ich gerne. Denn mir ist es wichtig, zu meinen Patienten mit absoluter Ehrlichkeit ein Vertrauensverhältnis aufzubauen. Das ist der erste Schritt zu seriöser Hilfe für die Betroffenen.
SuM: Das hört sich an, als ob es für einige Unglückliche doch noch ein Happy End geben kann. Frau Dr. Berger, wir danken Ihnen für dieses wichtige Gespräch zum Thema Korrekturoperationen.
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Dr. Petra Berger
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Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.