Etwa zwei Kilo des Giftes, so eine Schätzung, könnte mindestens die halbe Menschheit dahinraffen. Oberflächlich betrachtet also kein Wunder, dass Botulinumtoxin Typ A
nicht nur Freunde hat. Doch man kann die Sache auch ganz anders betrachten. Botulinumtoxin, wie die Substanz der Einfachheit halber ab jetzt genannt werden soll, hat - wie viele andere „Gifte" auch - auch eine segensreiche Seite. Denn in der richtigen Dosierung wird es als Medikament verwandt. So hilft Botulinumtoxin etwa bei Spastiken und wenn der
Augenmuskel unkontrolliert zuckt.
In natürlicher Weise ist die therapeutisch wirksame Komponente des Botulinumtoxins immer an Trägereiweiße gekoppelt. Mit diesen bildet es einen Proteinkomplex, der etwa in den Präparaten Dysport®, Azzalure® und Vistabel® enthalten ist. Die ersten Varianten von Botulinumtoxin Typ A ohne Komplexproteine wurden 2005 mit Xeomin® und 2009 mit Bocouture® zugelassen.
Botulinumtoxin ist aber nicht als hilfreiches Medikament für bestimmte Krankheiten weltberühmt geworden, sondern als so genannter Faltenkiller bei ästhetischen Behandlungen. Dabei wird die Substanz, natürlich in peinlich genauer Dosierung, in die Haut gespritzt. Einige Tage später sind tiefe Falten sichtbar gemildert, kleine Fältchen und Linien gar ganz verschwunden. Natürlich gehört eine solche Behandlung unter allen Umständen in die Hände eines erfahrenen Mediziners - die Gründe liegen auf der Hand. Selbst eine auch nur geringfügig unkorrekte Dosis kann ein starres, maskenhaft wirkendes Gesicht zur Folge haben oder zu anderen unerwünschten Effekten, wie einer hängenden Augenbraue führen. Zahlreiche Prominente haben davon in der Vergangenheit Zeugnis abgelegt und sich
als Karikatur ihrer selbst präsentieren müssen. Der Effekt von Botulinumtoxin verliert sich zwar nach und nach, doch es können Monate vergehen, bis er ganz verschwunden ist.
Bei der korrekten Anwendung ist das natürlich ein Vorteil und zeigt, wie lang anhaltend die Behandlung mit Botulinumtoxin tatsächlich ist. Um zu verstehen, wie die Substanz wirkt, muss
man sich zunächst vor Augen halten, wie Falten entstehen. Mimikfalten gehen auf die Bewegung der Gesichtsmuskeln zurück. Stirnrunzeln, Nasenkräuseln und selbst herzhaftes und häufiges Lachen hinterlassen irgendwann Spuren. Krähenfüße, Stirnfalten, Mundfalten und die berühmt-berüchtigten Zornes- und Nasolabialfalten sind die Folge. Mit Botulinumtoxin können die „schuldigen" Muskeln vorübergehend geschwächt werden; die Falten entspannen sich und werden in der Tiefe gemildert oder sogar ganz aus dem Gesicht verbannt. Wo das allein nicht reicht, können die Linien noch mit Hyaluronsäure unterfüttert und aufgepolstert werden.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.