Der Wunsch nach makelloser Schönheit, perfekten Körpermaßen und ewiger Jugend führt immer mehr Frauen und Männer zum Schönheitschirurgen. Was früher den Reichen vorbehalten war, ist längst für eine breitere Schicht erschwinglich geworden. Osteuropäische Schönheitskliniken locken mit besonders günstigen Angeboten.
In Deutschland wurden 2011 nach Schätzungen der Internationalen Gesellschaft für Ästhetische Medizin (IGÄM e.V.) rund eine Million Schönheits-OPs durchgeführt. Damit belegt Deutschland international bei den Schönheitsoperationen den sechsten Platz.
Brustvergrößerungen, Fettabsaugen, Lid- und Nasenkorrekturen sowie Botoxbehandlungen liegen dabei ganz vorne. Aber auch plastische Operationen im Intimbereich und selbst ästhetische Fußkorrekturen werden immer populärer. Derzeit sind es etwa 80 Prozent Frauen, die sich im Namen der Schönheit unters Skalpell legen. Der Anteil der Männer steigt jedoch stetig.
Es steht außer Frage, dass die plastische Chirurgie für entstellte Menschen oder Brandopfer große Hilfe leisten kann. Wer aufgrund einer großen Oberweite unter Rückenbeschwerden leidet, für den kann eine OP medizinisch sinnvoll sein. Doch wie sinnvoll ist eine OP für eine junge hübsche Frau, die ihre Körbchengröße maximieren möchte? Die Grenzen sind fließend. Besteht ein ausgeprägter Minderwertigkeitskomplex, der möglicherweise mit einem sozialen Rückzug einhergeht, dann kann die Operation helfen, das Selbstwertgefühl zu steigern. Dass das allerdings nicht immer der Fall ist, zeigt die Zahl der Wiederholungstäter auf den OP-Tischen. Ist erst die Brust vergrößert, dann lenkt sich der Fokus vielleicht auf das kleine Bäuchlein. Wenn das auch noch weg wäre, dann wäre man wirklich glücklich. Oder?
Das Risiko von Schönheitsoperationen ist nicht zu unterschätzen. Auch wenn es sich bei den meisten Eingriffen um Routine handelt – eine Operation birgt immer ein Risiko. Die Schmerzen nach dem Eingriff sind sicher das kleinere Übel verglichen mit unschönen Narben oder Entzündungen. Experten gehen davon aus, dass etwa jeder fünfte Patient in der Folge einer Schönheitsoperation mit Komplikationen zu kämpfen hat.
Wie sinnvoll eine Schönheitsoperation ist, kann nur der Einzelfall entscheiden. Wenn der Leidensdruck groß ist, kann damit ein Stück Lebensfreude zurückerobert werden. Ob das allgemeine Schönheitsdiktat zu einer medizinisch nicht notwendigen Operation verleiten sollte, bleibt fraglich. Fest steht, dass man Unzufriedenheit kaum wegoperieren kann. Meist ist es daher mit der Beseitigung eines (vermeintlichen) körperlichen Makels nicht getan.
Wer mit dem Gedanken an eine Operation spielt, sollte das Für und Wider vorher sorgfältig abwägen. Beratungsgespräche – am besten mit mehreren Ärzten – geben Aufschluss darüber, wie realistisch die eigenen Erwartungen an das Körperbild nach der OP sind. Die Kosten sollten bei der Arztwahl nicht das entscheidende Kriterium sein.
aktualisiert am 29.07.2015