Insbesondere Ältere kommen häufig nachts ins Grübeln, schlafen schlecht, sind lange wach und tagsüber entsprechend un-ausgeruht und niedergeschlagen. Wer bereits verdrossen der nächsten schlaflosen Nacht entgegensieht, setzt einen Teufelskreis in Gang und findet umso weniger zur nötigen Ruhe.
Eine aktuelle US-amerikanische Studie beweist nun, dass es Hilfe gibt, ohne gleich zum Schlafmittel aus der Apotheke greifen zu müssen.
Oft belächelt wurde der Vorschlag, zum Einschlafen in Gedanken Schafe zu zählen. Gleiches gilt für den Rat der früheren Generation, konzentriert vertraute Gebete zu sprechen.
Ein Element buddhistischer Meditationstechnik war in einer Studie der Unversität Los Angeles das seriöse Gegenstück zum „Schäfchen zählen". Die Meditation nennt sich Anapanasati Sutta, übersetzt etwa „bewusstes, achtsames Atmen“. Dabei richtet sich die gesamte Wahrnehmung auf Körperfunktionen wie Atmung, Gehen, Nahrungsaufnahme, kurz, auf jede noch so banale Aktivität, ohne diese jedoch zu bewerten. Ein Abschweifen der Gedanken wird dabei immer wieder unterbrochen oder unterbunden. Ziel dieser Meditationsübung ist es, die gesamte Wahrnehmung ausschließlich auf nur eine Sache zu richten und dabei zu intensivieren.
Die US-Forschergruppe erprobte diese Meditationsform in einer randomisierten und kontrollierten Studie an 49 erwachsenen Teststeilnehmern über 54: Alle litten unter moderaten Schlafstörungen, dabei entsprechend unter Tagesmüdigkeit und in der Folge unter diversen Missgeschicken oder wiederkehrenden Stimmungstiefs.
Etwa die Hälfte der Probanden durchlief nun eine sechswöchige Schulung in der Achtsamkeitsmeditation, die einmal pro Woche für je zwei Stunden stattfand. Die Kontrollgruppe absolvierte dagegen einen Kurs zur Verbesserung der Schlafhygiene. Dabei wurden die Teilnehmer über Schlafbiologie sowie über die Ursprünge von Stress und dessen Bewältigung informiert.
Am Ende der sechs Wochen zeigten sich signifikante Ergebnisse bei der Schlafqualität:
Die Meditationsgruppe hatte ihre Einschlaf- und Durchschlafprobleme deutlich verringern können, bei der Schlafhygiene-Trainingsgruppe dagegen waren nur geringe Erfolge zu verzeichnen.
Besonders bei der Tagesmüdigkeit zeigte die Meditationsgruppe große Verbesserungen, während die Kontrollgruppe eher eine Verschlimmerung des Symptoms erlitten hatte. Auch bei depressiven, ängstlichen Probanden zeigte die Meditations-Therapie eindeutig die besseren Ergebnisse und damit eine gesteigerte Lebensqualität.
Rein statistisch gesehen ist die Schlafverbesserung nach der Achtsamkeits-Meditation in ihrer Wirkung nur mit dem Erfolg von Psychopharmaka und Psychotherapie vergleichbar: Selbst eingefahrene „Aufreger“, also individuelle Angst-Themen, die Stress und unmittelbar hartnäckige Schlafstörungen erzeugten, ließen sich mit den Techniken der Meditation spürbar entkräften. Die Patienten entspannten sich, schliefen rascher wieder ein und starteten entsprechend erholt und in zuversichtlicher Stimmung in den folgenden Tag.
Meditationstechniken wie etwa Anapanasati Sutta könnten schnell, unkompliziert und ohne jede Zuhilfenahme von Medikamenten dafür sorgen, dass Betroffene ihre Schlafstörungen unter Kontrolle zu bringen lernen, sich wieder besser fühlen und neue Energie tanken können. Die notwendige Vorgehensweise läßt sich problemlos etwa in Kursen oder per CD vermitteln und könnte einer großen Gruppe Menschen mit Schlafproblemen helfen.
aktualisiert am 29.07.2015