Botulinumtoxin gegen Mimikfältchen und Hyaluronsäure als „Filler“ sind äußerst beliebt: Ihre Anwendung wird zunehmend populärer. 40 Prozent aller Schönheitsbehandlungen werden damit durchgeführt. Der Erfolg – jüngeres, strafferes Aussehen – soll laut Werbeversprechen beinahe sofort sichtbar werden. Die so Behandelten wirken sofort jünger, gepflegter, wacher und dynamischer. Der Erfolg lässt sich ohne "Ausfallzeiten" wie etwa eine Krankschreibung erzielen. Angebote für solche Schönheitsbehandlungen „to go“ sind natürlich attraktiv, wenn der Preis stimmt. Doch was ist von solchen Offerten zu halten?
Die Vereinigung der deutschen ästhetisch-plastischen Chirurgen (VDÄPC) warnt eindringlich vor diesem neuen Trend. In einem im Januar 2020 publizierten Artikel wurde ein „Facelift in der Mittagspause“ mit Botox®-Injektionen kritisch beleuchtet.
Zunächst ist der erhoffte Sofort-Effekt gar nicht erst zu erwarten. Fachärzte sehen diese Entwicklung mit Besorgnis. Mehrere Schritte in einem gewissen zeitlichen Abstand sind dafür notwendig. Allein mit einer Botox®-Injektion lassen sich nicht alle Falten und Fältchen glätten. Mit den Jahren verlieren nämlich Haut und darunterliegendes Gewebe an Elastizität. Altersbedingt schwinden auch kleine Fett-Depots im mittleren Gesichtsbereich. Dies plus die Spuren einer aktiven Gesichtsmuskulatur zusammen führen zu Kerben, Falten und Fältchen. Fadenlift, chirurgisches Needling und die Injektion von Hyaluronsäure-Fillern in Kombination mit Botulinumtoxin zusammen sorgen Schritt für Schritt für verjüngtes, faltenfreies Aussehen, straffere Lider und Wangen. Doch das lässt sich nicht in einer Sitzung erreichen. Auch die Wirkung der Behandlung entfaltet sich über Tage, Wochen und oft sogar Monate. Wer schnellere Erfolge verspricht, wirbt quasi mit Falschaussagen.
Jüngere Patienten und Patientinnen mit festem, elastischem Gewebe dürfen hoffen, dass eine einmalige Botox®-Injektion erste Anti-Fältchen-Erfolge bringt. Doch auch hier ist eine gründliche Voruntersuchung und Vorab-Beratung notwendig. Immerhin ist Botulinumtoxin ein Nervengift. Um Dosis und Verträglichkeit korrekt einschätzen zu können, muss der Behandler sich vorab einen Eindruck von den künftigen Patienten bilden.
Der Erfolg einer Botulinumtoxin-Spritze hängt von verschiedenen Faktoren ab. Bei stark erschlaffter, ausgetrockneter Haut oder nach Vorschäden durch Sonneneinwirkung zeigt das Nervengift keine befriedigende Wirkung mehr. Wer unter Nerven- oder Muskelerkrankungen leidet, sollte Botulinumtoxin vollständig meiden. Solche Faktoren müssen zwingend bei der Voruntersuchung und Anamnese abgeklärt werden.
So bewährt gängig Botox®-Injektion auch sein mögen: Ursprünglich wurden die Präparate für medizinische, nicht für kosmetische Zwecke zugelassen. Patienten sollten wissen, dass Nebenwirkungen im Rahmen des Möglichen liegen. Bei häufiger Anwendung und höheren Dosen entwickelt der Organismus Gegenreaktionen gegen das Toxin. Das blockiert die erwünschte Wirkung schlichtweg.
Gewissenhafte Mediziner klären über Nebenwirkungen, Risiken, Ausschlusskriterien und Verhaltensregeln nach der Behandlung auf. Sie erklären auch punktgenau, was gemacht wird.
Schwellungen, Hämatome und Muskellähmungen an den Einstichstellen der Injektion beispielsweise zählen zu den harmloseren Nebenwirkungen. So kann beispielsweise ein Augenlid für einige Zeit „hängen“ und das Gesicht wirkt für Stunden asymmetrisch. Einige Personen reagieren zunächst auch mit Kopfschmerzen, Grippesymptomen oder Sehstörungen.
Vor der Behandlung dürfen beispielsweise keine blutverdünnenden Medikamente eingenommen werden. Dazu zählt bereits eine Aspirintablette gegen Kopfweh am Vortag. Auch über Allergien oder dauerhafte Medikamenteneinnahme muss der Behandler informiert sein und diese Faktoren berücksichtigen.
Auch die Patienten müssen nach dem Eingriff Verhaltensregeln einhalten: Saunabesuche und mit starker Bewegung verbundene Sportarten sind für mehrere Tage zu unterlassen. Andernfalls ist der Behandlungserfolg gefährdet, das investierte Geld verloren.
Von Schönheitsbehandlungen im Schnellverfahren raten Experten dringend ab. Zu viele Faktoren spielen mit. Für einen nachhaltigen Erfolg, der sein Geld „wert“ ist, sind immer mehrere Therapiesitzungen mit verschiedenen Komponenten notwendig. Das Ziel des Behandlers sollte auch nicht nur darin bestehen, den Patienten möglichst viele „notwendige“ Verschönerungen zu verkaufen. Eine gründliche Voruntersuchung und Patientenaufklärung sind ein Muss. Alter, Vorerkrankungen, Hautstruktur und Gesamtzustand des Gewebes sind entscheidende Kriterien für die Planung einer ästhetisch-plastischen Maßnahme.
VDÄPC – Botox to go – Facelift in der Mittagspause: https://www.vdaepc.de/botox-to-go-facelift-in-der-mittagspause/ (online, letzter Abruf: 13.08.2020)
Spiegel Gesundheit, Simone Salden – Botox to go - Und nach der Mittagspause sind die Fältchen weg: https://www.spiegel.de/spiegelwissen/schoenheit-boombranche-botox-to-go-a-1154735.html (online, letzter Abruf: 13.08.2020)
Stiftung Warentest – Botox - Das müssen Sie wissen: https://www.test.de/Botox-Das-muessen-Sie-wissen-4248894-4248899/ (online, letzter Abruf: 13.08.2020)
aktualisiert am 30.03.2021