Roswitha H. ließ sich ihre Brüste in Jugoslawien vergrößern. 2.000 Euro wollte sie so sparen. Ergebnis: Ihr Busen ist völlig zerschnitten, das Gewebe vernarbt, die Implantate sitzen zu tief. Insgesamt drei Mal lag die 35-jährige jetzt schon auf dem OP-Tisch. Kosten für zwei Korrektureingriffe in Deutschland: Noch mal 2.000 Euro. Dafür hätte sie sich auch gleich hier operieren lassen können. Roswitha H. ist längst kein Einzelfall mehr.
Das Auslandsangebot lockt: Dank niedriger Betriebs- und Lohnnebenkosten sind Schönheits-OPs in Osteuropa, Südafrika oder Thailand bis zu 60% billiger. "Aber kaum ein Patienten weiß, wer dort alles auf Kosten der medizinischen Qualität gnadenlos abkassiert", sagt Prof. Albert K. Hofmann, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC). So genannte "Fachveranstalter" verschieben Patienten wie Ware ins Ausland und kassieren dafür zum Teil horrende Vermittlungsgebühren. Medizinische Verantwortung: Die wird kategorisch abgelehnt.
"Am schlimmsten ist, dass sich sogar deutsche Augenärzte, Gynäkologen, Urologen und HNO-Ärzte an der Gutgläubigkeit der Patienten bereichern." Als so genannte "Vertrags-Fachärzte" der Vermittlungsagenturen bieten sie medizinische Beratung, Voruntersuchungen und Nachsorge für Faceliftings, Fettabsaugungen, Nasenkorrekturen und Brustvergrößerungen an. Prof. Albert K. Hofmann: "Sie sind zwar Fachärzte. Allerdings ohne jede plastisch-chirurgische Ausbildung."
Die "Goldgräberstimmung in der Schönheitschirurgie": Sie hat gerade erst begonnen. "Angesichts dieser aktuellen Entwicklung nutzt es aber nichts, als deutsche Fachleute nur zu warnen und zu nörgeln", sagt Prof. Albert K. Hofmann. "Wir müssen den Patienten konkrete Hilfe anbieten. Die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie hat deshalb im Frühjahr die "6 Goldenen Regeln für Beauty-OPs im Ausland" entwickelt. Kein Patient muss mehr bei Schönheitsoperationen im Ausland leiden, wenn er sich an diese wenigen, einfachen Regeln hält." Prof. Albert K. Hofmann nennt ein Beispiel: "Grundregel Nr. 1: Hände weg von diesen so genannten "Fachveranstaltern". Nehmen Sie sich lieber ein bisschen mehr Zeit für die Vorbereitungen. Recherchieren Sie selbst nach qualifizierten Ärzten und seriösen Kliniken. Auch wenn es ein paar Euro kostet, rate ich Ihnen, sich vorher von einem deutschen Plastischen Chirurgen beraten zu lassen. Was nützt jede Ersparnis, wenn die Operation in einer Katastrophe endet."
Örtliche Betäubung beim Fettabsaugen häufig falsch
Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC): Vollnarkose bei Fettabsaugung für viele Patienten weniger belastend
Ganz schnell, ganz einfach und vor allem ohne Risiko: So werben viele so genannte Schönheitschirurgen für eine Fettabsaugung unter örtlicher Betäubung bei Patienten, die Angst vor einer Vollnarkose haben. Dabei verweisen sie auf amerikanische Studien, mit denen sich die dortige Hautchirurgie von ihrer Krankenhauskonkurrenz absetzen will. Demnach seien Fettabsaugungen unter Vollnarkose weitaus gefährlicher als unter örtlicher Betäubung.
Für den Präsidenten der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC), Prof. Albert K. Hofmann, ist dies eine groteske und vor allem patientengefährdende Interpretation. "Jede Studie hat Recht, die darauf hinweist, dass es sich bei der Fettabsaugung um einen häufig unterschätzten und vor allem zu oft ausgeführten Eingriff handelt. Aber der Hinweis, dass es in den USA angeblich mehr Schadensfälle in Vollnarkose als in Lokalanästhesie gegeben habe, lässt sich auf gar keinen Fall verallgemeinern oder gar auf Deutschland übertragen. Gerade die deutschen Plastischen Chirurgen und Anästhesisten, die ihre Ausbildung und Spezialisierung über viele Jahre erwerben mussten, wissen genau, welche Therapie für welchen Patienten empfehlenswert ist."
Es sei verantwortungslos, so Prof. Albert K. Hofmann, wenn deutsche "Schönheitschirurgen" ihren Patienten mit angeblich wissenschaftlich legitimierten Hinweisen suggerierten, sie könnten im wachen Zustand bei einer örtlichen Betäubung den Eingriff besser kontrollieren. "Ich kann nur vor allen Ärzten dringend warnen", so Prof. Albert K. Hofmann, "die letztlich ja mit dem Argument werben, dass ihnen der Patient bei der Fettabsaugung die Hand führen könne und rechtzeitig sagen solle, wann es wehtut und gefährlich wird."
Grundsätzlich sei keine Anästhesie ohne Risiko, so der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC). Dennoch biete die Vollnarkose dem Patienten gerade bei Fettabsau-gungen viele Vorteile. So könne die körperliche Belastung unter örtlicher Betäubung insgesamt größer sein als bei einem Eingriff unter Vollnarkose. Denn häufig müssten hier mehr Betäubungsmittel und Medikamente eingesetzt werden, damit der Patient den Schmerz während und nach der Operation nicht wahrnimmt.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
Schönheitschirurgie, Schönheitsoperation,