Plastische Chirurgie: was ist eine Eigenfetttransplantation?

Priv.-Doz. Dr. Klaus Exner ist Präsident der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen (VDPC); er studierte in Marburg, Kiel und Freiburg; seit Mai 1995 ist er Chefarzt der Klinik für Plastische Chirurgie Wiederherstellungs- und Handchirurgie Markus Krankenhaus Frankfurt am Main; er veröffentlichte 106 wissenschaftliche Publikationen, hielt über 250 Fachvorträge auf nationalen und internationalen Kongressen und leitete mehrere Operationskurse, nationale Tagungen und internationale wissenschaftliche Kongresse.

Ohne Operation – nur mit der Spritze Jugendlichkeit zu erhalten, Falten zu glätten und Alterserscheinungen zu beseitigen, diesem Wunschtraum läuft die Menschheit schon seit über 100 Jahren nach. Spätestens im Jahr 1893 erschien der erste Bericht über die freie Verpflanzung vom menschlichen Fettgewebe. Doch sollten noch viele Jahrzehnte vergehen, in denen die Menschheit abenteuerliche Versuche mit Vaseline, Paraffin, Kohlenwasserstoff, tierischen Produkten und Fremdmaterialen aus Glas, Silikon, Acrylaten und Ähnlichem über sich ergehen lassen musste.

Der Siegeszug der Eigenfettverpflanzung zur Behandlung von Alterserscheinungen gelang dem Plastischen Chirurgen Sydney R. Coleman mit einer ausgereiften technischen Lösung, die LipoStructure heißt. Schlüsselpunkt dieser Entwicklung ist ein perfektes System zur Gewinnung von Eigenfett mit einer schonenden Fettabsaugung, die Konzentration der Fettpartikel durch Zentrifugieren und Entwässerung und schließlich ein besonders schonendes Set von Injektionskanülen, mit denen das konzentrierte Eigenfettgewebe dem Patienten dort wieder implantiert wird, wo es verloren ging und für ein straffes jugendliches Aussehen dringend gebraucht wird: in den Lippen, in den Krähenfüßchen ums Auge, den Unterlidern, den Wangen, der erschlafften Halspartie oder dem Handrücken. Auch im Bereich geschwundener Körperkonturen kann Eigenfettgewebe zum Einwachsen gebracht werden: an Brüsten, Po, Hüften oder Oberschenkeln.

Da die Menge des Fettgewebes, die erfolgreich verpflanzt werden kann, begrenzt ist, bietet es sich jedoch vorwiegend zur Verjüngungsbehandlung im Gesicht an. Hier reichen schon kleinste Mengen aus, Falten zu glätten, Lippen zu füllen und Haut durch kleine Pölsterchen zu straffen. Bei der Brust gelingt eine effektive Vergrößerung nach wie vor besser mit einem Silikonimplantat, da große Fettgewebsmengen zu Oelzysten werden oder Entzündungen verursachen.

Nicht nur die Technik der Fettgewinnung und der Fettverpflanzung, besonders auch die richtige Auswahl der Patienten, der exakten Menge und des geeigneten Ortes für eine Fettverpflanzung erfordert operatives Können und das geschulte Auge eines Plastischen Chirurgen, der auch die Risiken eines solchen Eingriffes beherrscht und nötigenfalls Alternativen anbieten kann.

In mehreren internationalen Kursen hat die Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen (VDPC) und die Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) Trainingsprogramme mit dem Erfinder Sydney R. Coleman veranstaltet, so dass eine große Anzahl der Plastischen Chirurgen diese Technik beherrscht und ihre Patienten über Vor- und Nachteile objektiv informieren kann.