Der Hilferuf erreichte Interplast Germany vergangene Woche aus dem General Hospital Ampara auf Sri Lanka. Der Ärztliche Direktor bat dringend um Unterstützung bei der Versorgung von Flutopfern, die Defektwunden durch umherschwimmende Autos und Baumstämme haben, denen Haut, Muskeln und Knochen in Unterschenkeln fehlen und deren Gesicht durch schwerste Verletzungen entstellt ist.
Unter der Leitung von Dr. Jürgen Toennissen aus Duisburg reiste am Freitag, 14. Januar, ein neunköpfiges Interplast-Team nach Sri Lanka, um den durch den Tsunami versehrten Patienten mit ihrer Kunst wieder ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Die Ärzte und Pfleger opfern für den Einsatz ihren Erholungsurlaub und leisten ihre Arbeit ehrenamtlich.
"Wir waren schon im April 2004 in Ampara und wollten sowieso wieder hinfliegen, um unsere normale Arbeit zu erledigen", erzählt Dr. Michael Naik aus Görlitz, der als Mitglied der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen (VDPC) dem Team angehört. "Es hat sich jetzt gezeigt, dass trotz der vielen Hilfe keine Spezialisten für Plastische Chirurgie vor Ort sind, es aber viele Menschen gibt, die dringend einen Plastischen Chirurgen benötigen."
n kürzester Zeit wurde das Interplast-Team aktiviert, dem drei Plastischen Chirurgen (neben Dr. Toennissen und Dr. Naik noch Dr. Armin Wenzel aus Duisburg), zwei Anästhesisten (Dr. Gerd Schröter aus Berlin, Dr. Peter Hauser aus Engelskirchen im Bergischen Land) und vier Pflegekräfte (Stefan Jakubowski, Beate Kande, Klaus Traulsen, Margarethe Gasiorowski) angehören. Das Krankenhaus von Ampara, das 35 Kilometer von der Küste und 280 Kilometer von Colombo entfernt liegt, ist gut ausgerüstet. Die deutsche Crew hat lediglich Geräte für Hauttransplantationen, Akku-Bohrer zur Versorgung von schlimmen Knochenbrüchen und mikrochirurgische Instrumente im Gepäck.
Die schwierigsten Fälle werden zuerst behandelt, damit man komplizierte Heilungsverläufe möglichst lange verfolgen kann. Wenn totes Gewebe entfernt und durch gut durchblutete Hautareale ersetzt werden, wenn Gewebe aus dem Rücken auf den Oberschenkel verpflanzt wird, dann braucht der Genesungsprozess seine Zeit und muss beobachtet werden. Die Funktion der zertrümmerten Gliedmaßen zu erhalten steht dabei im Vordergrund. Oftmals werden sich die Ärzte aber zur Amputation entschließen müssen.
"Wir geben uns auch viel Mühe, die Narben wenig sichtbar zu machen", sagt Dr. Michael Naik. "Plastische Chirurgie besteht einerseits ja aus der rekonstruktiven Chirurgie, aber hat auch einen ästhetischen Aspekt, den wir sehr ernst nehmen. Wir wollen am Ende immer ein befriedigendes ästhetisches Ergebnis vorzeigen, mit dem die Menschen weiterleben können." Nach drei Wochen wird die Mannschaft um Dr. Jürgen Toennissen durch ein zweites Interplast-Team abgelöst, so dass die Versorgung durch Fachärzte auf jeden Fall gewährleistet ist. Plastische Chirurgen gibt es in Sri Lanka übrigens auch, sogar gut ausgebildete. Doch diese arbeiten nicht in Problemgebieten und sind sicherlich zurzeit ausgelastet.
Interplast-Germany lebt allein von dem ehrenamtlichen Engagement seiner Mitglieder. Der Vorstand in Bad Kreuznach und die 13 Sektionen in Deutschland arbeiten mit einem minimalen Verwaltungsaufwand von unter einem Prozent, organisieren die Auslandseinsätze und unterhalten zwei Krankenhäuser in Nepal und Brasilien. Die Einsatzkosten werden über Spenden an den Verein finanziert, und zwei Fördervereine "Pro-Interplast" leisten dabei wesentliche Unterstützung (Kosten pro Einsatz 10.000 bis 20.000 Euro). Zur Absicherung längerfristiger Projekte wurde zusätzlich eine Interplast-Stiftung ins Leben gerufen.
Spenden werden gerne entgegengenommen unter Interplast Germany, Sektion Duisburg, Commerzbank, Kto.-Nr. 56 0 36 00, BLZ 350 400 38
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
Plastische Chirurgie - Symposium: Fortschritte der Plastischen Chirurgie, Symposium: Fortschritte der Plastischen Chirurgie