PD Dr. Klaus Exner, Chefarzt der Klinik für Plastische, Wiederherstellungs und Handchirurgie, Markus-Krankenhaus, Frankfurt/Main Kom. Präsident der Vereinigung der Plastischen Chirurgen (VDPC) , im Rahmen des Presse-Round-Table am 1.Oktober 2003
Das Bild der Plastischen Chirurgie in der Öffentlichkeit wird nach wie vor im wesentlichen durch die Presse geprägt. Selbst unter Ärzten und Nicht-Plastischen Chirurgen besteht eine überwiegend diffuse Vorstellung vom Tätigkeitsinhalt des Plastischen Chirurgen. Dies verwundert aber nicht, da der Begriff "Plastische Chirurgie" keinen direkten Rückschluss auf den Tätigkeitsbereich gestattet. Bei anderen chirurgischen Disziplinen gestaltet sich dies einfacher. So versteht man eindeutig wozu der Bauch-Chirurg, der Kinder-, der Gefäß- oder der Herz-Chirurg qualifiziert ist. Plastische Chirurgie wird aber in der Öffentlichkeit fast immer mit dem Schlagwort "Schönheitschirurgie" verbunden.
"Plastische Chirurgie ist die Chirurgie der angeborenen und erworbenen Defekten von Form und Funktion." So lautet die Definition im Sinne der Weiterbildungsordnung. Im Unterschied zur Herz-, Gefäß- und der Bauch-Chirurgie ist die Plastische Chirurgie ein rein methodisch orientiertes Fachgebiet. Sie ist darauf ausgerichtet, operative und konservative Methoden zur Wiederherstellung von Form und Funktion der Körperoberfläche zu entwickeln und anzuwenden. Dementsprechend ergeben sich vielfältige Querverbindungen zu anderen chirurgischen Spezialgebieten und anderen operativen und konservativen medizinischen Disziplinen.
Die Ästhetische Chirurgie wird landläufig meist mit dem Begriff "Schönheitschirurgie" gleichgesetzt. Unter Ästhetischer Chirurgie versteht man diejenigen Eingriffe, deren Indikation nicht medizinisch, sondern ausschließlich durch den Wunsch des Patienten bestimmt ist. Es handelt sich also hauptsächlich um formverändernde Operationen. Die wesentliche Aufgabe des Plastischen Chirurgen liegt hierbei in der Beratung des Patienten über die Verhältnismäßigkeit der gewünschten Maßnahme.
Dazu gehört eine Risikoabschätzung über Komplikationsmöglichkeiten und Erfolgswahrscheinlichkeit. Hierbei steht der Arzt immer wieder vor der Notwendigkeit, von einer Operation abzuraten. Ganz besonders in diesem Punkt sieht die Vereinigung der Plastischen Chirurgen (VDPC) eine besondere Verpflichtung ihrer Mitglieder und setzt die Qualifikationshürde sehr hoch. Institutionelle Zwänge im Sinne kommerzieller Orientierungen dürfen für die Mitglieder der VDPC bei der ärztlichen Beratung nicht möglich sein.
Trotz des zahlenmäßig geringen Anteils der Ästhetischen Chirurgie am Gesamtgebäude der Plastischen Chirurgie, tatsächlich beträgt der Anteil der ästhetischen Chirurgie nicht einmal 15 Prozent, wird der ästhetische Aspekt natürlich bei allen plastisch-chirurgischen Operationen stets mitberücksichtigt: Form und Funktion als zusammengehörig verstanden. So stellt beispielsweise die krankhafte extreme Brustvergrößerung eine Erkrankung dar, wegen der dadurch bedingten Fehlbelastung. Aber die Verkleinerungs-Operation muss natürlich neben dem medizinischen Ziel der Massen-Reduktion auch zu einem ästhetisch befriedigenden Ergebnis führen.
Pfeiler der Plastischen Chirurgie: 34% Rekonstruktive Chirurgie, 25% Ästhetische Chirurgie, 25% Handchirurgie, 16% Verbrennungschirurgie; Quelle: VDPC
Die weiteren Pfeiler der Plastischen Chirurgie sind die Rekonstruktive Chirurgie, die Verbrennungschirurgie, die Handchirurgie und die Mikrochirurgie. Die Mikrochirurgie hat im "Tempel der Plastischen Chirurgie" nicht umsonst einen Ehrenplatz. Durch die Mikrochirurgie sind in der Plastischen Chirurgie einige der bedeutendsten Fortschritte und Erkenntnisse erst möglich geworden. In der Plastischen Chirurgie findet diese Methode, im Unterschied zu anderen Fachgebieten, Anwendung in jedem inhaltlichen Pfeiler, am meisten sicher in der Handchirurgie und in der Rekonstruktiven Chirurgie, aber auch, wenn auch seltener in der Verbrennungschirurgie.
In Deutschland ist die Zahl der Plastischen Chirurgen im Vergleich zur gesamten chirurgischen Ärzteschaft zahlenmäßig relativ klein und entspricht lediglich etwa der Zahl der Kinder-Chirurgen. Aus den Zahlen an großen Kliniken ergibt sich aber, dass die Plastische Chirurgie mit einem hohen Anteil von fast 25% und mehr am gesamten chirurgischen Operationsaufkommen stark vertreten sind. So wird der Bedarf an qualifizierter Plastischer Chirurgie in Deutschland erheblich unterschätzt.
Vergleiche mit dem Ausland und regionsbezogene Analysen der VDPC lassen diese Tatsache nur zu deutlich werden. Überall dort, wo eine Plastische Chirurgie neu eingerichtet wurde, war innerhalb kurzer Zeit die zahlenmäßige Erwartung bezüglich des Bedarfs innerhalb weniger Jahre weit übertroffen. (PD Dr. Klaus Exner, Frankfurt/Main, Beitrag erschienen im Mitteilungsheft VDPC, Nr. 11).
Die Deutsche Gesellschaft der Plastischen, Rekonstruktiven und Ästhetischen Chirurgen bürgt für Qualität und Kompetenz |
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
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