Immer mehr Menschen investieren in ihren Körper, wollen jünger und vitaler ausehen. Die Fitness- und Schönheitswelle aus den USA hat längst auch Deutschland erreicht. Allein in den letzten 5 Jahren verdreifachte sich die Zahl der Patienten, die einen plastischen Chirurgen konsultiert haben. Ob Unterspritzungen mit Botulinumtoxin oder Eigenfett, ob Fettabsaugungen oder Facelifts: Auch immer mehr Männer suchen den Weg zum Plastischen Chirurgen.
An diesem Wochenende finden Veranstaltungen in Hannover und Frankfurt/Main zur Plastischen Chirurgie statt: Gestern trafen sich die Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) in Hannover zu ihrem alljährlichen Jahreskongress, der noch bis morgen läuft. Im Zentrum des Erfahrungsaustauschs stehen in diesem Jahr aber nicht nur die Methoden und Möglichkeiten der Ästhetisch-Plastischen Chirurgie: Eingeladen sind auch Spezialisten aus angrenzenden Fachgebieten wie zum Beispiel der Anästhesie. Die fachübergreifende Diskussion und Weiterbildung ist für die DGÄPC Mitglieder von besonderer Bedeutung, um die Behandlung des Patienten und die Zusammenarbeit am OP-Tisch zu optimieren. Den Hauptvortrag hält Prof. Hartmut Hagemann vom Zentrum Anästhesiologie der Medizinischen Hochschule Hannover über ästhetisch- plastische Eingriffe unter örtlicher Betäubung. Pressegespräch zur DGÄPC-Jahrestagung.
Der diesjährige Frankfurter Live-Operationskurs-Kurs, der gestern begann und heute nachmittag endet, beschäftigt sich mit dem Thema "Ästhetische Mammachirurgie ohne Implantate". Namhafte Operateure und Referenten aus Frankreich, Italien und den Vereinigten Staaten von Amerika werden die Teilnehmer praktisch schulen sowie in Vorträgen und Diskussionen das Thema vertiefen. Der 3. Frankfurter Live-OP-Kurs steht unter dem Patronat der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen (VDPC) und der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC).
Bei Veränderungen der weiblichen Brust durch altersbedingte Verminderung des Fett- und Drüsenkörpers sowie durch das Absinken des Hautmantels kann eine Bruststraffung mit Neuformung des Drüsenkörpers ein Silikonimplantat überflüssig machen. Voraussetzung ist ein ausreichendes Volumen. Bei einer zu kleinen Brust sind Implantate allerdings nicht zu umgehen.
Die im Augenblick aktuellsten Straffungsoperationen mit Neuformung des Drüsenkörpers sind mit den Namen Claude Lassus (Nizza/Frankreich), Madeleine Léjour (Brüssel/Belgien) und Foad Nahai (Atlanta/USA) verbunden. Alle drei Operationsmethoden werden von ihnen selbst oder von ausgewiesenen Fachleuten durchgeführt. Die Behandlung ohne Silikonimplantate bei der Schlauchbrust (tuberous breast) ist besonders schwierig. Egle Muti (Turin/Italien) zeigt ihre Methode, die auf Implantate verzichten kann. Da die Betroffenen meist junge Frauen sind, die sonst Implantate tragen und im Laufe ihres Lebens mit einer Re-Operation rechnen müssten, ist der Verzicht auf Implantate bei diesen Fällen besonders wichtig.
Ergänzt wird der Kurs durch die Ultraschallabsaugung der weiblichen Makromastie (übermäßige Größe) bei fettreichen Brüsten und der Gynäkomastie (unnatürliche Brustentwicklung) bei Männern. Alberto di Giuseppe (Ancona/Italien) hat bereits über 50 Patientinnen mit einer großen, fettreichen Brust durch eine Ultraschallfettabsaugung behandelt. Dabei entstehen keine auffälligen Narben. Er wird diese Methode entweder in einer Live-Operation oder in einem OP-Video auf dem Kurs vorstellen. Alle anderen Operateure werden live operieren. Die Operationen werden direkt in den Hörsaal übertragen, und es ist eine Diskussion während der OP mit den Operateuren möglich. Am Nachmittag werden die Operateure dann über ihre besonderen Tricks und Methoden berichten.
Schönheits-OPs: Schon jeder dritte Patient ein Mann
Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch?Plastische Chirurgie (DGÄPC): Männliche Patienten sind verschwiegen, anspruchsvoll und kritisch
Jeder dritte Patient der ästhetisch-plastischen Chirurgie ist ein Mann. Die häufigsten Eingriffe sind Fett absaugen und Tränensäcke/ Doppelkinn entfernen. Doch zunehmend ist das gesamte Repertoire bei Männern gefragt - bis hin zu Brustimplantaten. Die meisten männlichen Patienten sind zwischen 40 und 50 Jahren alt, über- durchschnittlich gebildet und arbeiten in gehobenen Berufen. Sie sind sehr kritisch sowohl bei der Wahl des Arztes als auch bei der Beratung. Sie wollen sportlich, offen und gepflegt auftreten; "makellose Schönheit" oder "Konkurrenzdenken" interessieren sie nicht. Doch falsch ausgeführte Eingriffe können gerade bei Männern weitreichende Folgen haben, warnt die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC).
"Fettabsaugen? Das hast Du doch gar nicht nötig", so die einhellige Meinung im Freundeskreis. Doch Karl, 40 Jahre alt, fühlt sich nicht wohl. Erfolgreich im Beruf, durchtrainiert, schlank und nur 62 Kilo-gramm bei 1,79 Meter Körpergröße - alles perfekt. Nur den kleinen Schwabbelbauch, den soll der Schönheitschirurg jetzt absaugen. "Ich möchte meine gute Figur im Sommer auch zeigen können. Da stört der Rettungsring", sagt der selbstständige Großhandelskaufmann.
Wie Karl ist inzwischen jeder dritte Patient in der Schönheitschirurgie ein Mann. Das ist auch die Erfahrung von Dr. Gertrud Ginsbach, Plastische Chirurgin aus Aachen. Bei ihr fragen die Männer inzwischen nach dem gesamten Repertoire der ästhetisch-plastischen Chirurgie: Brustverkleinerung, Fettabsaugen, Halsstraffung, Facelift, Lidkorrekturen, Ohren- und Nasenkorrekturen. "Die Männer stehen den Frauen da heute in nichts mehr nach", sagt Dr. Gertrud Ginsbach. "Sogar Brustimplantate lassen sie sich einsetzen, wenn ihnen das Brust-Muskeltraining nicht ausreicht." Am häufigsten führt Dr. Gertrud Ginsbach jedoch die typischen "Männer-OPs" durch: Tränensäcke und Doppelkinn entfernen und Fett absaugen.
Dass diese Männer naive "Schönlinge" oder selbstverliebte "Machos" seien, ist ein absolut überholtes Vorurteil. "Die meisten männlichen Patienten sind überdurchschnittlich gebildet und arbeiten in gehobenen Berufen: Ärzte, Rechtsanwälte, selbstständige Kaufleute, Architekten oder Apotheker", sagt der Präsident der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC), Prof. Albert K. Hofmann. Altersgrenzen kennen die Männer nicht: Die meisten sind zwischen 40 und 50 Jahre alt. Es kommen aber auch Rentner und 20-jährige Studenten.
"Anders als bei den Frauen spielen makellose Schönheit oder der neidvolle Blick auf die Konkurrenz bei den Männern keine Rolle", sagt Prof. Albert K. Hofmann. "Ihnen ist vor allem wichtig, in Beruf und Privatleben sportlich, offen und gepflegt aufzutreten. Sie tun das ganz allein für ihr eigenes Wohlbefinden - und schweigen darüber." Nur selten, so Prof. Albert K. Hofmann, folgten die Männer auch mal dem Rat von Frau oder Freundin, "ob man da nicht mal was machen könnte".
"Generell sind diese Männer sehr kritisch - sogar was das Aussehen und die Persönlichkeit des Arztes angeht", sagt Dr. Gertrud Ginsbach. "Außerdem legen sie sehr viel Wert auf die Beratung: Kompetenz, Ar-gumente und moderne Methoden sind ihre strengsten Kriterien." In diesem Fall, so DGÄPC-Präsident Prof. Albert K. Hofmann, seien die Männer mit ihrem Anspruchsdenken gut beraten. "Gerade bei ihnen kann ein falscher Schnitt weitreichende Folgen haben", sagt der Ulmer Spezialist. Das erklärt der Plastische Chirurg Dr. Rolf Kleinen aus Freiburg genauer: "Bei Männern sollte eine ganz spezielle Schnittführung beherrscht werden. Sonst kann es passieren, dass der Bart nach einem Facelift zum Beispiel plötzlich an der Schläfe wächst oder die Narben im lichten Haaransatz für jeden gut sichtbar sind." Noch unangenehmer dürfte es für Männer sein, wenn Fettabsaugungen nicht sorgfältig durchgeführt werden. Da gibt es dann häufig weitaus tiefere Dellen als bei Frauen. "Deshalb kann ich allen Männern nur die Empfehlung geben", sagt Dr. Rolf Kleinen, "sich bei ästhetisch-plastischen Eingriffen an die Plastischen Chirurgen zu halten."
Karl ist mit dem Ergebnis der OP sehr zufrieden. Sein Bauch ist jetzt so wie er ihn sich immer vorgestellt hat. Zwei Wochen nach der OP trainiert er schon wieder im Fitnessstudio. "Außer mir hat niemand gemerkt, dass mein Bauch nicht mehr da ist. Aber ich fühle mich jetzt richtig gut. Von mir aus kann der Sommer kommen."
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
Öffentliches Forum: Schönheit um jeden Preis?,