Brustkrebs ist die häufigste bösartige Tumorerkrankung der Frau in Europa. In Deutschland starben 1995 mehr als 18.000 Frauen an dieser Krebserkrankung. Durch die Bildung von interdisziplinären Kompetenzzentren soll nach Meinung der wissenschaftlichen Fachgesellschaften eine Verbesserung der Früherkennung wie auch der Therapie ermöglicht werden.
Auch die Bundesregierung zielt mit Screening-Programmen - also routinemäßigen Röntgenuntersuchungen der Brustdrüse - ebenso wie mit Disease-Management-Programmen (DMP) für Patientinnen mit Brustkrebs auf eine Qualitätsverbesserung in der Erkennung, der Therapie und der Nachsorge. Insbesondere verspricht man sich auch eine bessere Dokumentation und Transparenz der Behandlungsabläufe. Es bleibt abzuwarten, ob die begrenzten finanziellen Ressourcen der Kostenträger Einfluss auf die Therapiestandards haben werden.
Die Deutsche Gesellschaft für Senologie, in der sich bereits 1980 sieben wissenschaftliche Fachgruppen mit Expertise auf dem Gebiet der Brustkrebserkrankungen zusammengeschlossen haben, hat im vergangenen Jahr die fachlichen Anforderungen für die Zertifizierung von Brustzentren gemeinsam mit der Deutschen Krebsgesellschaft festgelegt.
Höchste Priorität in den Brustzentren ebenso wie in den DMP hat die Kooperation der Fachdisziplinen. In einer gemeinsamen Tumorkonferenz sollen die Patientinnen durch versierte Operateure, Röntgenärzte, Onkologen, Strahlentherapeuten und Pathologen beraten werden. Jeder Operateur muss mindestens 50 primäre Brustkrebsoperationen pro Jahr nachweisen, das Zentrum sollte mehr als 100 Neuerkrankungen jährlich behandeln.
Jede Patientin muss über verschiedene Therapiemöglichkeiten aufgeklärt werden, also über brusterhaltende Operationen, radikale Operationen und insbesondere auch über plastisch-rekonstruktive Maßnahmen. Dies sind sowohl Möglichkeiten der Sofortrekonstruktion mit Silikonimplantaten oder Eigengewebe als auch sekundäre plastisch-rekonstruktive Methoden nach Brustamputation, die den Patientinnen auch noch nach Abschluss der Krebsbehandlung zur Wiederherstellung des Körperbildes zur Verfügung stehen. Die Experten auf diesem Gebiet sind ausschließlich Plastische Chirurgen, die in den vergangenen Jahren neue und schonende Operationsmethoden entwickelt haben.
Sowohl die Brustrekonstruktion mit Silikonimplantaten als auch die besonders anspruchsvolle Wiederherstellung mit mikrochirurgisch verpflanztem Eigengewebe darf nur von Fachärzten für Plastische Chirurgie vorgenommen werden, die eine sechsjährige Weiterbildung absolviert haben. Auch die ergänzenden Maßnahmen wie die Rekonstruktion der Mamille und die Symmetrieherstellung gehöen in die Hände des Facharztes für Plastische Chirurgie. Bei fortgeschrittenen Tumoren, zum Beispiel mit Befall der Brustwand oder der Lymphbahnen, sind operative Heilerfolge meist nur unter Einsatz von technisch anspruchsvollen Lappenplastiken möglich. Auch diese beherrscht nur der Plastische Chirurg.
Brustzentren und DMP können nur dann eine verbesserte Versorgung der krebskranken Frauen erreichen, wenn Qualität an höchster Stelle steht. Die Realität einer Vielzahl von selbst ernannten Brustzentren in Deutschland muss jedoch kritisch gesehen werden: Der Plastische Chirurg wird erst dann gerufen, wenn die operativen Fähigkeiten des Gynäkologen ausgeschöpft sind und ein fortgeschrittener Tumor nur noch radikal und entstellend entfernt werden kann.
Moderne Entwicklungen und wissenschaftliche Erkenntnisse können den kranken Frauen nur dann zu Gute kommen, wenn alle sieben Fachgebiete, die sich zur Gesellschaft für Senologie zusammengeschlossen haben, in gleicher Weise bei der ersten Therapieplanung und Beratung eingebunden werden. Die Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen fordert deshalb, in jedem Brustzentrum in Deutschland obligat einen Facharzt für Plastische Chirurgie vorzusehen, damit die Patientinnen entsprechend den Forderungen der DMP wie auch der Deutschen Gesellschaft für Senologie beraten und behandelt werden können. (Text:Priv.-Doz. Dr. Klaus Exner, Frankfurt am Main)
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
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