40.000 Frauen erkranken jährlich an Brustkrebs. Leider steht nur einem geringen Anteil hiervon die Unterstützung durch einen Plastischen Chirurgen zur Verfügung, obwohl jedes Brustzentrum zu seiner Zertifizierung einen Plastischen Chirurgen verpflichtet haben muss.
Der Plastische Chirurg Professor Dr. Björn Stark organisiert vom 2. bis 4. September 2004 in Freiburg den Jahreskongress der Deutschen Gesellschaft für Senologie, in der sich Spezialisten aus sieben Fachgesellschaften mit der Erkrankung der Brust befassen: Chirurgen, Gynäkologen, Internisten, Pathologen, Plastische Chirurgen, Radiologen und Radioonkologen.
"Landläufig herrscht die Meinung vor, dass allein die Gynäkologen für die Brust der deutschen Frau zuständig sind", sagt Priv.-Doz. Dr. Klaus Exner aus Frankfurt am Main, der Präsident der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen (VDPC). "Das ist aber falsch. Bei schweren Brustkrebserkrankungen zum Beispiel hat jede Patientin Anspruch darauf, von einem Team von Fachleuten beraten und behandelt zu werden. Hier darf nicht zur Kostenersparnis nur ein Arzt die gesamte Behandlung übernehmen. Es muss die Expertise aller beteiligten Fachgesellschaften bereits bei der Beratung vor einer Behandlung eingezogen werden."
Die Plastischen Chirurgen haben in den vergangenen zwei Jahrzehnten moderne Operationsmethoden entwickelt, die auch bei schweren Tumor-Operationen für die betroffene Frau bessere Perspektiven eröffnet. Kann einer Frau die Amputation erspart oder die Brust wieder hergestellt werden, mildert dies langfristig das seelische Leid.
Ein gefragtes Thema ist die "Mikrochirurgische Eigengewebsverpflanzung vom Bauch in die Brust". Auch voluminöse und hängende Brüste stellen für Frauen eine psychologische Belastung dar, führen zu körperlichen Einschränkungen und orthopädischen Beschwerden. Neuere narbenarme und sichere chirurgische Techniken der Brustverkleinerung und Straffung gewährleisten heute ausgezeichnete Langzeitergebnisse.
Leider ist die operative Brustvergrößerung mit Silikon-Implantaten durch unsachgemäße Eingriffe durch Nichtfachärzte in Verruf geraten. Dabei können durch verbesserte Implantate und komplexe plastisch-chirurgische Operationsmethoden hervorragende Langzeitergebnisse erreicht werden, die einen Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität leisten. So werden die Mitarbeiter der Freiburger Plastischen Chirurgie über die langjährigen Erfahrungen bei der endoskopieassistierten Einbringung von Prothesen mit einem kleinen, verborgenen Schnitt in die Achsel berichten.
Brustdrüsenveränderungen betreffen auch Männer. Der feminin erscheinende Männerbusen ist ein häufiges (aber meist verschwiegenes) psychologisches Problem. Durch eine minimalinvasive Technik über einen kleinen, unauffälligen Schnitt mittels ultraschallunterstützter Gewebeabsaugung kann hier meist mit einem ambulanten Eingriff eine Normalisierung erreicht werden.
Ärzte und Wissenschaftler verschiedener medizinischer Fachgebiete diskutieren auf der 24. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie im Konzerthaus Freiburg fachübergreifend über Erkrankungen der weiblichen Brust. Zentrale Themen sind Diagnostik und Therapie von Brustkrebs. Erstmalig erörtern sie im Rahmen des Kongresses auch Brusterkrankungen bei Männern.
Die Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Senologie bietet Gynäkologen, Onkologen, Radiologen, Chirurgen, plastischen Chirurgen, Internisten, Pathologen und Strahlentherapeuten eine Plattform für Fortbildung und Informationsaustausch. Professor Dr. med. Diethelm Wallwiener, Vorsitzender der Gesellschaft, Tübingen, und Tagungspräsident Professor Dr. med. G. Björn Stark, Freiburg, ist es wichtig, dass die Jahrestagung das Wissen all dieser Fachgebiete bündelt und dazu beiträgt, dass es patientenzentriert zum Einsatz kommt.
"Nur wenn wir Fachleute interdisziplinär eng zusammenarbeiten, kann die Frau optimal von unserer Arbeit profitieren", betont Professor Wallwiener. Zudem müssten der Patientin neueste wissenschaftliche Erkenntnisse unmittelbar zugute kommen. Zu den zukunftsweisenden Verfahren gehört zurzeit die so genannte "neoadjuvante" oder auch "primäre Chemotherapie". Dabei nimmt die Patientin vor einer geplanten Operation Medikamente ein. Sie bringen den Tumor zum Schrumpfen. Denn je kleiner der Tumor ist, umso eher kann der Arzt brusterhaltend operieren.
Außerdem zeigt sich dabei wie der Krebs auf ein bestimmtes Medikament anspricht. Manche Tumore bilden sich durch eine neoadjuvante Chemotherapie sogar völlig zurück. "Viele Frauen erleben es als große Erleichterung, wenn sich bereits während dieser Phase der Behandlung der Tumor spürbar verkleinert", betont Professor Wallwiener. Das verringere die Angst und verbessere das Lebensgefühl auf dem Weg durch die Therapie. Vor- aber auch Nachteile der primären Chemotherapie wägen Experten auf der 24. Jahrestagung der interdisziplinären Fachgesellschaft ab.
Mit diesen und zahlreichen anderen aktuellen Themen werden sich rund 1.800 Teilnehmer beschäftigen, die den Kongress in Freiburg besuchen werden. In den verschiedenen Veranstaltungen stellen 217 Referenten neueste Erkenntnisse zur Diagnostik, Therapie und Nachsorge des Mammakarzinoms vor. Die Jahrestagung informiert außerdem umfassend über die Zertifizierung von Brustzentren und neue Leitlinien in der Behandlung von Brustkrebs. In diesem Zusammenhang geht es auch darum, welche Form von Früherkennung, Screening, Disease-Management und Qualitätssicherung für Brustkrebs sinnvoll ist.
In einem "Forum für Alle" morgen am Samstag, den 4. September 2004, von 13.00 bis 14.30 Uhr, im Konzerthaus Freiburg, Runder Saal, können sich Frauen und Männer jeden Alters persönlich über Brustkrebs informieren. Experten des Kongresses beantworten den Teilnehmern in einer Podiumsdiskussion ihre Fragen.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
Brustkrebs - Brustoperationen - Senologie-Experten tagen vom 2. bis 4. September in Freiburg, Senologie-Experten tagen vom 2. bis 4. September in Freiburg