Umfassende Vorbereitung und sorgfältige Abwägung sind unabdingbar!- dies betonte Maria Siemionow, Direktorin der Forschungsabteilung für plastische Chirurgie an der Cleveland Klinik in Ohio, im Rahmen der IQUAM Consensus Konferenz vor Plastischen Chirurgen aus aller Welt und führte aus, dass bei einem solchen Eingriff nicht nur zahlreiche medizinische Faktoren eine Rolle spielten, sondern auch die psychologische Verfassung des Empfängers von großer Bedeutung sei.
Die technischen Faktoren hat Siemionow mit ihrem Team im Tierversuch und an Verstorbenen in den letzten 20 Jahren immer wieder geprobt. Schließlich muss für einen solchen Eingriff das "Spendergesicht sorgfältig abgenommen werden und beim Empfänger zahlreiche Arterien, Venen und Nerven unter dem Mikroskop wieder angeschlossen werden. Ein Vorgang, der ein Höchstmaß an Fingerspitzengefühl und Training erfordert, nur so kann das Gesicht seine volle Funktion und Beweglichkeit erlangen.
Aber auch höchste Professionalität der Chirurgen schützt nicht vor den bei allen Transplantationen gefürchteten Abstoßungsreaktionen. Um dies zu verhindern, ist die lebenslange Gabe von starken Medikamenten, so genannten Immunsupressiva, notwendig, diese können auf lange Sicht allerdings zu der Bildung von Tumoren führen. Kommt es zu einer Abstoßungsreaktion, so verfärbt sich das Gesicht schwarz und das Transplantat muss wieder entfernt werden. Dass damit eine hohe psychische Belastung des Patienten verbunden ist, ist für Siemionow keine Frage, entsprechend sorgfältig hat sie die Kandidaten für ihre erste Operation ausgewählt. Umfangreiche Fragebögen mussten von den Kandidaten ausgefüllt werden, über die beträchtlichen Risiken wurde aufgeklärt.
Prinzip der Gesichtstransplantation
So besteht nicht nur die Gefahr der Abstoßung, auch das hohe Infektionsrisiko von 80% mussten die Patienten in ihre Entscheidungsfindung einbeziehen. Nach sorgfältiger Auswahl stehen jetzt 12 mögliche Empfänger zur Verfügung. Fünf Männer und sieben Frauen warten nun darauf, dass ein Spender mit hoher Gewebeübereinstimmung gefunden wird.
"Es sind Patienten, die wir nicht sehen, weil sie nicht auf die Straße gehen. Sie gehen nicht einkaufen, sie leiden und sie brauchen Hilfe. Und diese Patienten können die ersten sein, die von diesem Verfahren profitieren führt Siemionow aus und erläutert, dass die Selbstmordrate bei schweren Gesichtsverletzungen deutlich erhöht sei. Dies hängt auch damit zusammen, dass ein Gesicht in der Regel mit eigenem Gewebe Stück für Stück wiederhergestellt wird. Dazu sind 20 bis 30 Operationen notwendig, das Ergebnis gleicht einem Patchwork, da die Haut aus unterschiedlichen Körperregionen entnommen wird und in Struktur und Farbe entsprechend differiert. Vor allen Dingen bei Brandopfern, ist häufig auch nicht genug eigenes Gewebe vorhanden, um das Gesicht wiederherzustellen.
Siemionow: "Eigene Haut wird dazu benutzt, um das Areal der Brandwunde zu bedecken. Wir haben jedoch auf unserem Körper nicht genügend autologes eigenes Hautgewebe, um den Defekt im Gesicht zu bedecken, hinzu kommt, dass bei einer Transplantation die Haut mit Anhangsgebilden, wie zum Beispiel Haare, Nase, Lippe, Lider und Ohren verpflanzt werden kann. Das ist der Grund dafür, dass wir nach einer anderen verfügbaren Ressource für dieses Gewebe suchen müssen. Und die einzige Ressource hierbei ist er Körper des toten Spenders. Die Gesichtstransplantation mit all ihren Risiken als eine echte Chance begriffen, hat auch das Institutional Review Board in den Vereinigten Staaten. Es ist für die Genehmigung solcher Verfahren zuständig und hat im vergangenen Jahr Maria Siemionow die Erlaubnis für einen solchen Eingriff gegeben.
Abschließend betonte Siemionow, dass es nicht darum gehe, "das Gesicht von jemand zu nehmen und es auf einen anderen drauf zu setzen. Wir reden über die Hauttransplantation, um schwer verbrannte Patienten zu bedecken. Dass sie dabei immer wieder mit Assoziationen zu Frankenstein oder Hollywood Filmen konfrontiert wird, ist für Siemionow nicht nachvollziehbar: "Das Verfahren bezieht sich nur auf die Haut des Toten. Alle anderen Gesichtstrukturen bleiben die des Patienten so dass auch nach der Operation der Patient seinem eigenen Gesicht ähnelt und nicht so sehr dem des Spenders.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
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