Fehlbildungen an Händen und Füßen kommen oft isoliert oder in Form von Syndromen vor (Apert-Syndrom). Es sind seltene, meist spontan auftretende oder familiär gehäuft vorkommende oder/und genetisch fixierte Veränderungen. Es können dabei Teile einer Gliedmaße völlig fehlen oder zu zahlreich oder zu wenig angelegt sein. Am häufigsten sind an den Händen Finger zusammengewachsen - dies bezeichnet man als Syndaktylie.
Bei den numerische Variationen, das heißt zu viel oder zu wenig Fingern oder Teile derselben gibt es verschiedenste Formen. Für die Entwicklung eines Kindes ist maßgeblich, dass besonders bei Fehlen oder mäßiger Anlage des Daumens aus einem der Langfinger ein Daumen gebildet wird. Es gibt aber auch mehrfach Anlagen von zum Teil unterentwickelten Daumen, so dass auch bei dieser Art der Fehlbildung die Greiffunktion mit dem Daumen als Gegengreifer zu den Langfingern nicht entwickelt werden kann.
In diesen Fällen, aber auch bei komplexen Fehlbildungen an den Langfingern, ist es wichtig, dass uns die Kinder schon unmittelbar nach der Geburt vorgestellt werden. Für die Eltern ist ein fehlgebildetes Kind zu bekommen und nicht zu wissen, ob und was man am Zustand der Hände verbessern kann, sehr beunruhigend. In Innsbruck werden aus diesem Grund die Kinder mit Fehlbildungen unmittelbar nach der Geburt vorgestellt. Wir laden die Eltern mit ihrem Kind zu einem ausführlichen Gespräch in unsere Spezialsprechstunde an die Klinik etwa im Alter von drei Monaten das erste Mal ein. (Äußerst selten bei ausgeprägten Schnürringsyndromen ist es allerdings notwendig, das Kind unmittelbar nach der Geburt zu operieren).
In diesem Gespräch werden bei Verdacht auf genetisch bedingte Fehlbildungen erste Weichen in Richtung genetische Untersuchung gestellt, die ersten Röntgenaufnahmen angefertigt und mit den Eltern der weitere Behandlungsplan besprochen. Je nach Schwere der Fehlbildung operieren wir die Kinder meist zwischen dem ersten und zweiten Lebensjahr. Bei komplexen Fehlbildungen werden noch vor der Operation an der Radiologie I Angio-CT-Untersuchungen durchgeführt, welche mit dem zuständigen Oberarzt noch vor der Operation ausführlich besprochen werden. Diese Spezialuntersuchung hat den Vorteil, dass man Aufschluss über die Knochensituation, die Gefäße und Weichteile wie Beugesehnen und Handmuskeln bekommt.
Durch diese weitreichenden Information können die Eltern beim Aufklärungsgespräch die Operationsplanung nachvollziehen und letztere bis ins Detail durchgeführt werden. Beide Tatsachen scheinen uns an einer Klinik nicht nur für die Eltern und Kinder, sondern vor allem zur Ausbildung von jungen Kollegen äußert wichtig und sinnvoll zu sein.
Professor Dr. Hildegunde Piza-Katzer, Innsbruck promovierte 1965 zum Doktor der gesamten Heilkunde und erwarb die Qualifikationen als Fachärztin für Chirurgie und Plastische Chirurgie. 1982 habilitierte sie sich im Fach Plastische- und Wiederherstellungschirurgie. Bis 1991 arbeitete sie als Oberärztin an der Universitätsklinik in Wien bei Professor Dr. H. Millesi. Mit der Gründung, dem Ausbau und der Führung der Abteilung für Plastische- und Wiederherstellungschirurgie am Krankenhaus Wien/Lainz war sie von 1992 bis 1999 beschäftigt. Seit 1999 ist sie Vorstand der Universitätsklinik für Plastische- und Wiederherstellungschirurgie an der Medizinischen Universität in Innsbruck. Sie hat über 300 wissenschaftliche Arbeiten fertiggestellt und über 600 Vorträge auf nationalen und internationalen Kongressen gehalten.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
Handchirurgie - Fehlbildungen an den Händen sollten möglichst in den ersten beiden Lebensjahren operiert werden, Hand-Chirurgie - Hand-Chirurgie - Fehlbildungen Finger