Wenn Gesicht, Dekolleté und Hände durch Brandnarben entstellt sind, leiden die Betroffenen besonders. Eigentlich sollten diese Partien ein Blickfang sein. So aber werden sie zu Fällen für die Plastische Chirurgie. "Kurz nach der Verbrennung kümmern wir uns vor allem um die Wunden", erläuterte Dr. Dr. Johannes Bruck, Chefarzt der Abteilung Plastische Chirurgie, auf dem jährlichen Kongress der "International Society of Aesthetic Plastic Surgery" (ISAPS), der Samstag in Berlin zu Ende ging (4.bis 6. März 2004). "Im Laufe der weiteren Behandlung entscheidet der Patient jedoch immer mehr selbst, welche weiteren Eingriffe er will."
Um den Leidensdruck vorerst zu lindern, arbeitet der Chirurg mit dem Visagisten René Koch zusammen. Neben Stars wie Claudia Schiffer und Jodie Foster widmet Koch sich mit seinem gemeinnütziger Verein "Camouflage" (franz. - verstecken) aus Berlin auch narbengezeichneten Unfallopfern. Zusammen mit einer Berliner Kosmetikfirma hat er ein spezielles Make Up entwickelt. Es hat dreimal so viel Deckkraft wie normale Schminke und enthält spezielle Farbpigmenten in den Komplementärfarben: Grün, um rote Narben zu neutralisieren, Gelb für lila Narben und Orange für bläulich verfärbtes Gewebe.
"Zunächst brauchen die Patienten eine umfassende Beratung", erzählt Koch. "Dann kann ich ihnen ihr ganz spezielles Make Up zusammen stellen - beispielsweise für den Urlaub. Weil sie dann braun werden, die Narben aber blass bleiben". In anderen Fällen reicht das nicht. Wie beispielsweise bei der heute dreißigjährigen Annet Burkhardt aus Thüringen. Sie erlitt vor einem Jahrzehnt schwerste Verbrennung und hat bereits 35 Operationen hinter sich. Chefarzt Bruck rekonstruierte ihre Lippen mit Schleimhaut aus dem Mund. Der Visagist zeichnete anschließend mit Permanent Make up die Lippen nach.
Im günstigsten Fall ist Camouflage eine temporäre Hilfe. Weil die Narben entweder verblassen oder die Plastischen Chirurgie hilft. Aber je jünger, desto stärker die Narbenbildung. Für wachsende Kinder ein besonders Problem. Denn Narbengewebe ist nicht elastisch, kann sich nicht dehnen. Das umgebende Gewebe wächst, nur die Narbe nicht. Bei Mädchen beispielsweise behindert dies während der Pubertät mitunter sogar die Ausbildung der weiblichen Brust. Auch an den Hautfalten der Hände und unter den Achseln zerren die Vernarbungen. Nach Sport und anderen körperlichen Belastungen können weitere Komplikationen auftreten: Einblutungen. Die Narben werden instabil, reißen ein. In ungünstigen Fällen kommt es zu Narbenkrebs, einer sehr aggressiven Tumorart.
Mit strangförmige Narben wird Chefarzt Bruck gut fertig. Er kann sie entweder entfernen oder verstecken. Dazu zieht er das umgebende Gewebe beiseite, so dass die Narbe in eine Hautfalte gelangt, beispielsweise unterhalb der Nase. Oder unter den Haaransatz. Bei großflächigen Arealen muss er transplantieren. Am sichersten funktioniert das mit körpereigenem Gewebe des Patienten. Aber nicht alle Hautpartien eignen sich gleich gut. Partien von Schenkeln oder vom Bauch etwa sehen im Gesicht gelblich aus.
Die Haut wird dann in mehreren Schichten rekonstruiert. Die tieferen Schichten der Lederhaut kommen von verstorbenen Organspendern und müssen vorher aufwendig vorbereitet werden. Für die Oberhaut dagegen wird wiederum Eigengewebe aus der Nähe verwendet, beim Gesicht beispielsweise von der behaarten Kopfhaut. Die Oberhaut kann heute bereits aus körpereigenem Gewebe nachgezüchtet werden. Das dauert etwa 3 bis 4 Wochen. Künftig wollen Plastische und Unfallchirurgen dafür Stammzellen verwenden. Bis es soweit ist, sind aber noch umfangreiche Forschungen notwenig. (Beitrag: William Vorsatz)
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
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