Venenklappen offen; geschlossen, defekt in einer dilatierten Vene
Eine neue Operationsmethode bei Krampfadern könnte sich als Alternative zum Stripping (Herausziehen der Vene) etablieren. Dabei werden die betroffenen Gefäße mittels Radiowellen (Closure-Verfahren) verschlossen. Der Eingriff sei für die Patienten weniger belastend als die herkömmliche Methode, so heute der Gefäßchirurg Dr. Thomas Noppeney aus Nürnberg auf einem Kurz-Symposium mit Life-OP. Das neue Closure-Verfahren (Radiowellen) ist eine ambulante minimal invasive Behandlungsalternative in lokaler Anästhesie. In den USA sind schon bisher über 30.000 Patienten auf diese Weise behandelt worden.
Beim Stripping wird das Gefäß mit einer Sonde herausgezogen. Anschließend sind die Betroffenen meist 10 Tage oder mehr arbeitsunfähig. Während der postoperativen Rekonvaleszenz kann es zu Blutergüssen und verschiedenen Beschwerden kommen. Patienten kommen oft aus Angst vor der Operation sehr spät zur Behandlung, oft im letzten Stadium mit einem offenen Beingeschwür.
Die neue Methode arbeitet mit Radiowellen. Diese werden von der Spitze eines Katheters aus gesendet, der in die entsprechende Vene eingeführt wurde. Sie erhitzen das Gefäß auf 85 Grad. Als Folge schrumpft das Bindegewebe der Gefäßwand und die Vene verschließt sich. Die Ärzte nutzen für dieses Verfahren Wellen mit einer Frequenz von 460 Megahertz.
In kleineren Studien habe sich herausgestellt, dass sich nach der Radiowellen-Operation weniger Hämatome bildeten. Zudem sei das Allgemeinbefinden der Patienten besser als nach dem Stripping. Die Betroffenen könnten nach 3 Tagen wieder arbeiten gehen.
Rund 50% aller Erwachsenen - 25% der Frauen, 15% der Männer und mehr als 50% der über 50-Jährigen - leiden an Krampfadern, die prinzipiell in beinahe jedem Teil des Körpers auftreten können. Am häufigsten finden Krampfadern sich in der Wade bzw. an der Beininnenseite zwischen der Leistengegend und dem Knöchel. Sie sind nicht nur unansehnlich und unangenehm, sondern können Schwellungen in den Knöcheln und Beinen hervorrufen und sind oft mit Schmerzen verbunden. Ohne Behandlung können die Symptome in 1% der Fälle sogar bis zum offenen Bein führen. Das Risiko, Venenentzündungen oder Thrombosen zu erleiden, ist erhöht.
Besondere Risikofaktoren, die zur Entstehung von Krampfadern beitragen, sind genetische Faktoren, Fettsucht, Schwangerschaft, hormonelle Veränderungen in den Wechseljahren sowie Berufstätigkeit oder Hobbys, die längeres Stehen erfordern, aber auch frühere Venenerkrankungen wie Thrombose (Verstopfung einer Vene infolge Bildung eines Blutgerinnsels).
Venenbehandlung: Bei der Closure-Methode handelt es sich um ein minimal invasives chirurgisches Verfahren, das die Stammvene mittels Radiowellenenergie verschließt - entgültige Katheterspitzen Positionierung
Eine Hauptursache für Krampfadern ist die venöse Rückflusserkrankung, verursacht durch undichte oder "inkompetente" Klappen in der großen Stammvene, die im Bein von der Leistengegend bis zum Knöchel verläuft. Sind die Venenklappen geschädigt, fließt das Blut nicht mehr zum Herzen hin, sondern in die Venen zurück (venöser Reflux). Der dadurch entstehende erhöhte Druck in den Venen bewirkt, dass die Beine schmerzen, anschwellen und ermüden. Außerdem ist er ein Auslöser für sichtbare Krampfadern.
Links vor der Behandlung (Flow vorhanden); rechts nach der Behandlung: Kein Flow in der Vena saphena magna vorhanden; normaler Flow in der Vena femoralis
Venenspezialistin Univ.-Prof. Sanja Schuller-Petrovic stellte diesbezügliche Ergebnisse einer im "Journal of Vascular Surgery" erschienenen Multicenter-Studie vor, wonach dem VNUS-Closure-Verfahren eine statistisch signifikante Überlegenheit gegenüber dem Venenstripping bescheinigt wird.
Über einen eingeführten Katheter liefert das Closure-System Radiofrequenzenergie (RF) in die Venenwand
Die Patienten leiden nach der Behandlung unter erheblich weniger postoperativen Schmerzen und Blutergüssen, erholen sich wesentlich schneller und haben allgemein weniger Folgeprobleme", fasst Schuller-Petrovic, Fachärztin für Dermatologie und Angiologie und Leiterin des österreichischen Studienteils, die Erfahrungen zusammen. Und: "Die Patienten brauchen sich nunmehr vor einer wirksamen Behandlung ihrer Krampfadern nicht mehr zu fürchten."
Bei der randomisierten Langzeit Multicenter-Studie wurden die Erholungsraten und Lebensqualität von zwei Patientengruppen miteinander verglichen: Ein Teil der insgesamt 85 Patienten wurde dabei einer herkömmlichen operativen Venenentfernung unterzogen, der andere Teil mit dem Closure-Verfahren ) behandelt. Die Studie würde klar nachweisen, dass Patienten nach dem Closure-Verfahren durchgehend weniger Schmerzen hatten und, wie Schuller-Petrovic betonte, "ihre normalen Aktivitäten mehr als dreimal so schnell wieder aufnehmen konnten als Patienten, deren Venen chirurgisch entfernt wurden."
An 5 Zentren in den Vereinigten Staaten, Frankreich und Österreich wurden Patienten nach dem Zufallsprinzip entweder für das Closure-Verfahren an den erkrankten Stammvenen (vena saphena magna oder parva) oder für die chirurgische Entfernung (Venenstripping) ausgewählt.
Die Auswertung der Ergebnisse erfolgte nach 72 Stunden, einer Woche, 3 Wochen sowie vier Monaten. "Diese Studie", unterstreicht Schuller-Petrovic die Bedeutung der Studie, "ist wichtig, weil erstmals in einer Multicenter-Studie zwei gleichartige Populationen von Krampfader-Patienten verglichen werden, die mit verschiedenen Verfahren - der Radiowellen-Verödung der Stammvenen (Closure-Verfahren) und der chirurgischen Venenentfernung (Venenstripping) - behandelt wurden."
Umfassende klinische Tests mit mehr als 300 Patienten in Europa und in den Vereinigten Staaten haben darüber hinaus den Nachweis erbracht, dass die Closure- Methode wirksam die Venen verschließt und Patientensymptome signifikant reduziert. 12 und 24 Monate nach dem Closure-Verfahren sollen 90% der behandelten Venen frei von Rückfluss sein.
Das Closure-System wurde von VNUS Medical Technologies (San Jose, Kalifornien), einem in den USA führenden Anbieter von Medizingeräten, entwickelt und im März 1999 in den Vereinigten Staaten zugelassen.
Der Closure-Katheter bringt bipolare Radiowellenenergie direkt in die Venenwand ein. Beim Zurückziehen des Einmal-Katheters kommt es durch den dabei entstehenden Widerstand zur Erwärmung der Venenwand und zum Schrumpfen des Gefäßes. Die flexiblen Elektroden führen zum Kollaps des Gefäßes rund um den Katheter. Die Vene wird verschlossen und so der Rückfluss (Reflux) durch die durchlässigen Klappen gestoppt. Die Gesamtdauer der Behandlung liegt bei ca. 45 Minuten, der Aufenthalt in der Behandlungseinrichtung bei insgesamt 2 bis 3 Stunden. Eine Nachuntersuchung erfolgt 2 bis 3 Tage nach dem Eingriff.
In Deutschland wird das Closure -Verfahren in Nürnberg, Landshut, Darmstadt, Essen, Bonn und Bochum angeboten. In Österreich wird die Behandlung seit 1999 - bislang vor allem im Rahmen der Studie - durchgeführt. Die Kosten für die Behandlung eines Beins betragen zur Zeit ca 2.000,-- Euro. Noppeneys Angaben zufolge kommen in Deutschland nur Privatversicherungen für die Therapie auf.
Mögliche Komplikationen
Mögliche Komplikationen können sein, sind jedoch nicht begrenzt auf: Gefäß-Perforation, Thrombose, Pulmonale Embolie, Phlebitis, Hämatome, Infektion, Paresthesie und Hautverbrennungen.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
Krampfadern, Venen, Stripping, Phlebologie,