Piercen liegt nach wie vor im Trend: Zwei Millionen junge Deutsche schmücken sich jährlich mit den begehrten Edelmetallen. Dabei stehen Körperteile wie Ohren und Nase ganz oben auf der Wunschliste der Kunden, dicht gefolgt von Bauchnabel, Lippen, Zunge, Augenbrauen und dem Intimbereich. Doch bei aller Freude über den außergewöhnlichen Körperschmuck treten durch die Ringe und Stecker manches Mal gesundheitliche Komplikationen auf. Bei jedem fünften Piercing kommt es zu Allergien und Infektionen. 35% der Ohren-Piercings führen zu Entzündungen und schwerwiegenden Knorpelschäden. Weiterhin kennt die Öffentlichkeit Probleme bei Eingriffen an Augenbrauen, Lippen, Zunge und Ohren; doch Gefährdungen, die von Nasen-Piercings ausgehen, bleiben weitestgehend außen vor.
Generell warnen Experten vor gesundheitlichen Folgeschäden wie chronischen Wundinfektionen, Allergien, Nervenverletzungen sowie Muskelschäden an der Nase. Erhebliche Schmerzen, Schwellungen, Blutergüsse und Nachblutungen trüben die Freude an dieser Form der Körperkunst nachhaltig. Dr. Dr. med. Teichmann, Facharzt für Mund-, Kiefer und Gesichtschirurgie, gibt zu bedenken: "Besonders beim Nasen-Piercing gilt es zu beachten, dass das Stechen kein Knorpelgewebe schädigt oder zerstört. Gerade beim sensiblen Nasenbereich kann es zu irreparablen Deformierungen an Nasenöffnung und Flügelknorpel kommen, denn speziell der Nasenbereich ist äußerst sensibel".
Dr. Dr. med. Teichmann erklärt zusätzlich: "Von extravaganten Eingriffen wie etwa dem Piercing auf dem Nasenrücken rate ich ab - hier bestehen große Gefahren für Gefäße und Nerven in der Nähe. Extrem empfindlich: die knorpelige Nasenscheidewand. Hier können Piercings zu schwerwiegendsten Beeinträchtigungen führen". Weiterhin achten seriöse Anbieter auf die richtige Position des Nasen-Piercings: Es ist im Bereich der knorpelfreien Wölbung des Nasenflügels anzusiedeln, eine höhere Position führt im Falle einer Entzündung zur Schädigung des knorpeligen Nasenskeletts.
Bei der Wahl des Steckers oder Ringes stehen individuelle Besonderheiten im Vordergrund. In den Nasenflügel gehören keinesfalls normale Ohrstecker, da sich das dünne Nasengewebe für diese Art des Schmuckes nicht eignet und Schmutz und Bakterien sich hinter den Verschlüssen ansiedeln. Schwellungen rufen zusätzlich Probleme hervor. Bei schmalen und kleinen Nasen verursachen lange Stifte ständige Reizung der gegenüberliegenden Nasenscheidewand. Am besten eignet sich ein gebogener Stecker, der nicht zu eng anliegt und leicht zu entfernen ist.
1. Auf hygienische Verhältnisse achten. Es sollten immer Einwegnadeln zum Einsatz kommen und der Piercing-Schmuck muss steril sein. Eine einfache Sterilisation mit Alkohol reicht für die Abtötung von Keimen nicht aus. Ebenso gehört die Desinfektion der jeweiligen Körperstelle zum professionellen Vorgang dazu, mit anschließender antibiotischer Behandlung des Piercings.
2. Nicht alle Metalle eignen sich für diesen Schmuck. Als geeignetes Material für Piercings gelten Titan, Platin, Gelb- und Weißgold sowie medizinischer Edelstahl.
3. Der Kunde sollte mindestens im Jugendalter und ausgewachsen sein. Bei Jüngeren können schwere gesundheitliche Folgen eintreten.
4. Nachsorge des Piercings trägt zu einem reibungslosen Heilungsprozess bei. Jeden Tag müssen Piercing und entsprechendes Körperteil ca. zweimal behandelt werden. Die antiseptische Reinigung des Piercings gehört ebenso wie die vorsichtige Versorgung der Piercing-Wunde mit einer desinfizierenden Lösung in den täglichen Pflegeplan. Beim Schminken muss darauf geachtet werden, dass kein Make-up oder Puder in die Wunde gelangt.
5. Abheilungsprozesse können 4 bis 8 Wochen, aber auch ein halbes Jahr dauern. Treten in diesem Zeitraum ungewöhnlich starke Schmerzen, Blutungen oder Schwellungen auf, ist der Piercing-Schmuck sofort zu entfernen. Bis zu 2 Wochen nach dem Eingriff ist auf Besuche von Hallenbädern, Solarien und Saunen sowie die Verwendung von Salben und fetthaltigen Cremes zu verzichten.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
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