Die Fett-weg-Spritze wird wegen ihrer Wirksamkeit in den Medien kontrovers diskutiert und kritisiert. Die amerikanische Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (ASAPS) beispielsweise veröffentlichte 2001 ein Statement, dass die operative Fettabsaugung die einzige bewiesenen Methode wäre, Fettzellen auf Dauer zu verlieren.
Auch in Deutschland wurden dazu jüngst zwei Verfahren verhandelt. Demnach verpflichtete sich die Deutsche Gesellschaft für Ästhetisch Plastische Chirurgie (DGÄPC) vor dem Landgericht Verden/Aller freiwillig, in ihrem Internet-Tipp vom Januar 2004 auf ihrer Homepage einen Hinweis einzusetzen, dass es sich bei der Warnung vor der Fettwegspritze um die Meinung des Verbandes handele und dass mögliche Folgen wie die Dellenbildung noch nicht abschließend wissenschaftlich geklärt seien. In einen anderen Verfahren wurde dem Verband der Deutschen Plastischen Chirurgen (VDPC) ein Ordnungsgeld von 250.000 Euro angedroht, wenn dieser weiterhin behauptet, die Fettwegspritze führe zu unschönen Ergebnissen wie Dellen oder Zysten und zu schweren Nebenwirkungen.
Immer mehr Ärzte wenden die Fett-weg-Spritze an. Wir befragten dazu Dr. Kirsten Kramer, die als Hautärztin die Injektionslipolyse neuerdings auch in Nürnberg durchführt.
Dr Kramer: Für die Anwendung im Rahmen einer Injektionslipolyse hat Phosphatidylcholin bisher noch keien Zulassung. Daher bestehen bei dieser Anwendung besondere Anforderungen hinsichtlich der Aufklärung der Patienten. Der Patient muss über diese Tatsache ausdrücklich informiert werden. Allerdings ist die Substanz aufgrund ihrer jahrzehntelangen Anwendung bei Fettembolien und als Leberschutzpräparat insgesamt sehr gut erforscht. In jüngerer Zeit wurden auch Daten über die Anwendung im Fett von lebenden Hasen, das dem menschlichen Fett nahezu identisch ist, publiziert. Die wissenschaftliche Aufarbeitung bezüglich der Anwendung im Fett ist in vollem Gange.
Dr. Kramer: Zunächst möchte ich betonen, dass die Injektionslipolyse nicht ungezielt angwendet werden darf. Wie jede Behandlung, zum Beispiel die Boulinumtoxintherapie, für die ebenfalls noch keine Zulassung bei der Faltenbehandlung besteht, muss auch die Injektionslipolyse erlernt werden. Die bereits etablierten Therapiestandards sollten nicht blind verändert werden, bekannte Dosierungen sollten eingehalten werden. Der Patient muss vor der Therapie gründlich befragt und unterrichtet werden. Es muss eine Aufklärung über die Risiken und Nebenwirkungen, wie Rötungen, Schwellungen, vorübergehende Verhärtungen erfolgen. Über die Möglichkkeit der Zysten und Dellenbildung gibt es zwar viele Behauptungen, aber noch keine konkreten Fallberichte.
Dr. Kramer: Nach dem initialen Schema von Dr. Rittes wurde alle 2 Wochen therapiert. Damals wurden oft 6 bis 10 Wiederholungstherapien durchgeführt. Wir behandeln derzeit alle 4 bis 8 Wochen und warten so den Endpunkt der Rückbildung ab.
Dr. Kramer: Die Fett-weg-Spritze ist kein neues Wundermittel zur Gewichtsabnahme. Sie ist aber in der Lage Fettpölsterchen, die weder durch Ernährungsumstellung, noch durch gezielte Bewegungstherapie zu reduzieren sind, abzuschmelzen.
Dr. Kramer:Behandelbare Regionen sind im Gesichtsbereich: Tränensäcke, Doppelkinn, Wangen, Hängebäckchen; am Körper: Reithosen (nur bei mäßiger Ausprägung sinnvoll), Oberschenkel innen, Love Handles (bei Männern), Gesäß-Banane, Hüften, Ober- und Unterbauch, Oberarme, Knie, querverlaufende Fettpolster am Rücken, Cellulite und auch Lipome.
Dr. Kramer: Die Therapie wird meist im Abstand von 4 bis 8 Wochen durchgeführt und 2 bis 4 mal wiederholt. Die Fett-weg-Spritze wird dabei direkt in die Problemzonen injiziert. Nach der Behandlung treten vorübergehend Rötungen, Schwellungen und muskelkaterähnliche Beschwerden auf. Diese Effekte gehen 3 bis 5 Tage nach der Therapie wieder zurück. Mit ersten meßbaren Effekten ist ca. 4 Wochen nach der ersten Behandlung zu rechnen. Zu diesem Zeitpunkt führen wir die erste Nachmessung durch und besprechen mit dem Patienten das weitere Vorgehen.
Dr. Kramer: Als sehr positiv ist zu bewerten, dass sich jetzt auch die Hautklinik der Universität Bochum dem Netzwerk Lipolyse angeschlossen hat, die wissenschaftlichen Untersuchungen des Netzwerkes zur Injektionslipolyse unterstützt und so die immer wieder geforderte wissenschaftliche Untermauerung des Therapiekonzeptes in vollem Gange ist. Des weiteren sammelt das Netzwerk Behandlungsdaten, natürlich anonymisiert, um so die Therapiestandards noch weiter zu optimieren. Alle angeschlossenen Ärzte nutzen eine Internet-Plattform zum regen Informationsaustausch. Besonders freue ich mich auf den ersten europäischen Kongress, der für Mitte nächsten Jahres geplant ist.
Ein Beitrag von Dr. Kirsten Kramer, Nürnberg
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
Ästhetische Dermatologie, Haut, Fett-weg-Spritze - ein neuer Weg zur Körper- und Gesichtmodellierung - Injektionslipolyse