Bei der so genannten "Mesotherapie" werden Substanzen oder Medikamente in das Unterhautfett und -bindegewebe eingespritzt. Mancherorts wird dies als Ersatz für eine Fettabsaugung angesehen. Unter den in das Unterhautgewebe eingespritzten Substanzen finden sich gefäßerweiternde Substanzen, entzündungshemmende Stoffe, Enzyme, Antibiotika oder auch Hormone. Eines der am häufigsten angewendeten Mittel ist das Phosphatidylcholin (Lezithin). Hierbei handelt es sich um ein natürlich vorkommendes Phospholipid.
Um nun die mögliche Wirkungsweise von Lezithin im Fettgewebe bei der Körperkonturierung verstehen zu können, veranschauliche man sich die Aufgabe des Lezithin bei der Emulgierung von mit der Nahrung zugeführten Fetten. Phosphatidylcholin findet sich in der Gallenflüssigkeit und dient der Emulgierung der in der Nahrung enthaltenen Fette. Es ist ein so genannter Emulgator. Emulgatoren sind Stoffe, die es ermöglichen eigentlich nicht miteinander mischbare Komponenten (beispielsweise Wasser und Öl) in eine beständige Emulsion zu bringen. Emulgatoren zeichnen sich durch die wichtige Eigenschaft aus, sowohl in Wasser als auch in Fett löslich zu sein. Solche Mischungen (Emulsionen) sind beispielsweise Margarine, Mayonnaise oder Sauce Hollandaise.
Auch einige unbehandelte Lebensmittel wie Milch und Sahne sind Emulsionen. Sie enthalten den natürlichen Emulgator Lezithin. In der Lebensmittelindustrie wird Lezithin (E 322) auch als Antioxidationsmittel, Stabilisatoren und Mehlbehandlungsmittel eingesetzt. Lezithin wird aus Sojabohnen, Raps, Erdnüssen, Sonnenblumenkernen oder Hühnereiern gewonnen. Und so arbeitet dieser Stoff auch im menschlichen Körper bei der Verdauung: Phosphatidylcholin (Lezithin) löst größere Nahrungsfette in sehr viele, kleinere Fettbestandteile auf. Da diese durch das Lezithin in Wasser eine Emulsion bilden, können die Fette nun besser von Verdauungsenzymen des Darmtraktes verarbeitet werden.
Der Mechanismus, mit dem in das Unterhautgewebe eingespritztes Lezithin bei der Körperkonturierung wirkt ist nur unzureichend verstanden. Eine Annahme ist, dass eingespritztes Lezithin Körperfett emulgiert. Die im Gewebe vorhandenen Enzyme (Gewebslipasen) könnten dieses emulgierte (in Wasser gelöste) Fett nun in Glycerin und Fettsäuren aufspalten. Einer anderen Annahme zufolge, könnte das Lezithin bestimmte Rezeptoren (beta und alpha-2- Rezeptoren) stimulieren und so das Fettgewebe für den Fettabbau verfügbarer werden lassen.
Es ist keine Neuigkeit, dass Übergewicht die Gesundheit gefährden und die Psyche belasten kann. Viele Darstellungen des Gebrauchs der so genannten "Fettwegspritze" in der das oben beschriebene Lezithin (Phosphatidylcholin) enthalten ist, erwecken den Eindruck, gefahrlos und unkompliziert störende Pfunde und Fettpolster loswerden zu können. Gerade in unserer Kultur, in der ein jugendlicher, sportlicher und schlanker Körper das Ideal zu versprechen scheint, immer mehr Menschen aber von Übergewicht betroffen sind. Ein verlockender Gedanke, dem es aber zunächst zu widerstehen gilt: Es könnte ein Irrtum sein anzunehmen, dass ein Stoff der natürlich im eigenen Körper vorkommt nichts schädliches anrichtet, wenn er einen anderen, ebenfalls natürlich im Körper vorkommenden Stoff verstoffwechselt.
Leider ist bisher völlig unklar, ob bei dieser Verwendung von Phosphatidylcholin die Blutwerte für Glycerin und freie Fettsäuren ansteigen, ob die eingespritzte Substanz vom Blutstrom absorbiert wird, ihre Auswirkungen auf Leber, Nieren, Blutgefäße und andere Organe oder welche Dosierung vertretbar ist. Die Anwendung dieser Substanz sollte aus medizinischer Sicht bis zur endgültigen Klärung der offenen Fragen kontrollierten wissenschaftlichen Studien vorbehalten bleiben. (Dr. med. Olaf Kauder Facharzt für Plastische Chirurgie Berlin)
Weitere Informationen: Plastische Chirurgie Berlin
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
Mesotherapie, Fett-weg-Spritze - ein neuer Weg zur Körper- und Gesichtmodellierung - Injektionslipolyse