Andreas Frädrich, Chefredakteur von Schönheit und Medizin im Gespräch mit Dr. med. C. Radu, Facharzt für Plastische Chirurgie.
Dr. Radu: Insgesamt ist zu vermerken, dass die Akzeptanz gegenüber ästhetischen Operationen auch in Deutschland stark zugenommen hat - dass entspricht mit einer Latenz von einigen Jahren dem Trend aus den USA. Dies ist sicherlich darauf zurückzuführen, dass zum einen das Körperbewusstsein einen anderen Stellenwert erlangt hat, es ist aber auch, bedingt durch die Medien, zu einer Enttabuisierung dieser Thematik gekommen.. Zunehmend mehr Patientinnen bekennen sich zu diesen Operationen. Die Brustvergrößerung ist nach der Fettabsaugung die Operation, die sich der größten Nachfrage erfreut. Schätzungsweise gibt es weltweit weit über 1 Million Frauen, die sich einer Mammaaugmentation unterzogen haben.
Dr. Radu: In den meisten Fällen handelt es sich um zwei Problematiken. Zum einen die veranlagungsbedingte kleine Brust, auch Mammahypoplasie genannt. Es sind meist jüngere Patientinnen, bei denen eine ausreichende Entwicklung der Brustdrüse ausgeblieben ist. Obwohl es sich nicht um eine Erkrankung handelt, ist der psychische Leidensdruck dieser Frauen enorm.
Auf der anderen Seite handelt es sich um Frauen, bei denen es nach der Entbindung zu einem starken Rückgang der Brustgröße gekommen ist, einer so genannten postpartalen involutiven Mammahypoplasie. Diese Frauen wünschen sich meist nichts anderes, als die Brustgröße wieder zu haben, die sie vor der Schwangerschaft gehabt haben.
Dr. Radu: Zunächst ist es sehr wichtig einfach zuzuhören. Die meisten Patientinnen schütten förmlich Ihr Herz aus. In dieser Phase erfährt man sehr viel über die Beweggründe, die seelische Verfassung, die Partnerschaft und somit indirekt über den Rückhalt, den sie während der Behandlung haben werden. Zusätzlich kann man sich ein Bild über den Informationsstand und die Erwartungshaltung machen.
Anschließend ist es wichtig, die Patientin allgemein über Brustimplantate zu informieren. Nach wie vor besteht eine unbegründete Angst bedingt durch Fehlinformationen. Nach der allgemeinen Verunsicherung zu Beginn der 90er Jahre haben die Hersteller die Sicherheit der Prothesen stark erhöht. Die mechanische Belastbarkeit ist durch eine deutlich dickere Hülle gestiegen und die Konsistenz des Füllmaterials ist kohäsiver als früher, dass heisst, dass das Silikon von festerer Konsistenz ist und nicht mehr frei auslaufen kann. Weit angelegte Studien weltweit konnten keinen unmittelbaren Zusammenhang zwischen Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis und das Tragen von Silikonimplantaten feststellen.
In Deutschland werden hauptsächlich Silikonimplantate mit einer angerauhten, texturierten Hülle verwendet, weil sie das natürlichste Aussehen, Tastempfinden und den größten Tragekomfort haben. Alternativ dazu können auch kochsalzgefüllte Implantate verwendet werden, bei denen jedoch einige Abstriche bezüglich der oben genannten Merkmale zu machen sind. Andere Füllmedien wie Hydrogel und Sojaöl kamen in der Vergangenheit zum Einsatz, viele dieser Produkte wurden jedoch in der Folgezeit vom Markt genommen. Bei dieser Gelegenheit erhalten die Patientinnen Prospekte und Produktinformationen über Implantate.
Im weiteren Verlauf geht es darum zu ermitteln, über welchen Zugang die Implantate eingebracht werden sollen (Schnittführung), wo sie platziert werden und welche Größe und Form ausgesucht werden soll.
Bezüglich der Schnittführung muss entschieden werden, ob diese in der Unterbrustfalte, innerhalb des Warzenhofes oder in der Achsel gelegt werden soll. Am gebräuchlichsten ist der Unterbrustfaltenschnitt. Von hier aus kann das Implantat präzise platziert werden und die Narbe verschwindet unauffällig in der Unterbrustfalte. Verfügt die Patientin über eine ausreichend große Brustwarze, so kann der Schnitt um den halben Umfang am Übergang von der helleren zur dunkleren Haut gelegt werden und verheilt in der Regel sehr unauffällig. Bei sehr dünnen Patientinnen mit nicht angelegter Unterbrustfalte und kleinen Brustwarzen empfiehlt sich der Zugang über die Achsel.
Dann muss entschieden werden, ob das Implantat auf oder unter dem Brustmuskel eingebracht werden soll. Bei sehr schlanken Patientinnen mit einem dünnen Haut-Weichteilmantel und sichtbaren Konturen der Rippen am Übergang zum Brustbein würde ein Implantat im oberen Bereich sichtbar sein. Um mehr Weichteilbedeckung zu erzielen, wird in solchen Fällen das Implantat unterhalb des Brustmuskels positioniert.
Zu guter letzt soll die Implantatgröße und Form bestimmt werden. Die Wunschvorstellungen der Patientin werden, sofern sie realistisch sind, auf alle Fälle berücksichtigt, ihnen werden aber zusätzlich Vermessungen der Brustkorbbreite und Weichteildicke zugrunde gelegt. Die Entscheidung zugunsten eines runden oder tropfenförmigen Implantates hängt von den anatomischen Gegebenheiten und den Formvorstellungen der Patientin ab.
Das Gespräch wird beendet nach einer ausführlichen Beratung über mögliche Risiken, Komplikationen und Spätfolgen sowie Anfertigung von standardisierten Fotoaufnahmen zur Dokumentation. Wie Sie sehen, handelt es sich um ein sehr ausführliches Gespräch, das bis zu einer Stunde dauern kann.
Dr. med. Caius Radu, Facharzt für Plastische und Ästhetische Chirurgie |
Die Patientinnen sollten sich auf alle Fälle vergewissern, dass der behandelnde Arzt Facharzt für Plastische Chirurgie ist. Berufsbezeichnungen wie "Schönheitschirurg oder kosmetische Operationen? sind frei erfunden und geben keinerlei Auskunft über die fachliche Qualifikation. Der Facharzt für Plastische Chirurgie hat in der Regel eine 6-jährige Weiterbildung absolviert und sich während dieser Zeit ausreichend viel theoretische und praktische Fertigkeiten auf diesem Gebiet angeeignet. Ich selbst war nach Abschluss der Weiterbildung mehrere Jahre als Oberarzt an einer großen Abteilung mit Schwerpunkt Mammachirurgie tätig. Die Adressen qualifizierter Ärzte finden die Patientinnen bei der Vereinigung der Plastischen Chirurgen Deutschlands (VDPC).
Desweiteren sollte die medizinische Einrichtung, an der die Operation durchgeführt werden soll, den jeweilig gültigen Hygiene- und OP-Richtlinien entsprechen. Wir führen diese Eingriffe am St. Theresien-Krankenhaus in Nürnberg durch und bieten durch den hohen Klinikstandard den Patientinnen ein Höchstmaß an Sicherheit in der medizinischen Versorgung.
Nach der Erstkonsultation brauchen die meisten Patientinnen eine gewisse Bedenkzeit. Meist holen sie sich weitere Meinungen ein. Ich biete immer ein weiteres Gespräch an, bei dem alle aufgetretenen Fragen geklärt werden. Je besser eine Patientin informiert wurde, desto besser gestaltet sich das Vertrauensverhältnis zum Arzt und die spätere Patientenführung.
Der Eingriff wird in unserer Belegklinik unter Vollnarkose durchgeführt, wobei die heutigen schonenden Anästhesieverfahren von den meisten Patientinnen bestens vertragen werden. Die Patientin kann entscheiden, ob die Operation ambulant durchgeführt werden soll, oder ob sie für eine Nacht in der Klinik zur Überwachung bleibt. Am Tag nach der Operation werden die Drainagen entfernt und die Patientin erhält einen speziellen Stütz-BH, den sie für weitere 6 Wochen tragen soll. Anschließend wird die Weiterbehandlung ambulant durchgeführt, wobei die Abstände zwischen den Konsultationen immer größer werden. Ich betreue meine Patientinnen bis zu 1 Jahr nach der Operation, wobei ihnen keine Folgekosten entstehen. Mit einem endgültigen Ergebnis ist nach ca. 3 Monaten zu rechnen.
Die Patientenzufriedenheit ist sehr hoch, denn die Frauen werden von einem extrem starken seelischen Druck befreit und finden meist zu einem neuen, positiven Körperbewusstsein.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
Brustvergrößerung, Plastische Chirurgie,