Begeisterung kennt keine Grenzen: So hat sich die Faszination über eine neue Technik zur Ganzkörperstraffung - Body-Lift - von Amerika rasend schnell zu uns verbreitet. Der Texaner Ted Lockwood forschte Anfang der 90er Jahre intensiv an Bindegewebsstrukturen, die für Straffungsoperationen bislang unbedeutend erschienen. Er stellte fest, dass es mehrere Verwachsungszonen am Körper gibt, die äußerst stabil sind und die gelöst werden müssen, um bessere Verschiebungen von erschlafften Hautpartien zu ermöglichen. Diese "Fascien-Systeme" sind so stabil, dass sie die erforderliche Spannung, die zur Straffung der Haut notwendig ist, abfangen können und somit zu einer besseren Hautqualität führen, ohne selbst Spannung auf die Haut zu bringen.
Seit 1996 wird auch hierzulande die Technik des Body-Lifts intensiv vorangetrieben und weiterentwickelt. Der Plastische Chirurg Dr. Dirk F. Richter, Chefarzt der Abteilung für Plastische Chirurgie im Dreifaltigkeits-Krankenhaus Wesseling, ist ein begeisterter Anhänger der Lockwoodschen Methode: "Sie hat die Welt der Straffungsoperationen revolutioniert", sagt er. "In einer Operation können nun Bauch, Oberschenkel, Hüften, Rücken und Po behandelt werden, was früher nur in mehreren Einzelschritten möglich war." Hierbei entsteht nur eine um den gesamten Körper führende, zusammenhängende Narbe. Diese verläuft im Slipbereich und kann so optimal von Unterwäsche oder Bademode bedeckt werden. Unter Umständen kann die Narbe bis zu anderthalb Metern lang werden.
Auf dem Operationskurs des Jahreskongress der Vereinigung der Deutschen Plastischen Chirurgen (VDPC) und Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) in Frankfurt ist Richter im September 2001 kurzfristig für den eingeladenen Amerikaner Lockwood eingesprungen, der wegen der Terroranschläge in New York einige Tage vorher absagen musste. Die hundert Kursteilnehmer und die Kursleiter Dr. Marianne Wolters und Dr. Herrmann Lampe aus Frankfurt waren von der vorgeführten Live-Operation begeistert: "Endlich haben wir eine Technik, die ganzheitlich durchdacht ist und dramatische Verbesserungen der erschlafften Haut und Körpersilhouette bewirkt."
Wichtig sei jedoch die Indikationsstellung, meint Richter, der zwischenzeitlich ein erfolgreiches Adipositas-Zentrum in Wesseling leitet. Man habe es schließlich nicht nur mit Patienten zu tun, die durch ihr Alter oder schlechtes Bindegewebe oder missglückte Fettabsaugungen Probleme hätten. Ein großer Anteil käme eben auch krankhaft übergewichtig zu ihm und wolle operiert werden. Es sei nicht der richtige Weg, diese Menschen einfach wegzuschicken mit der Auflage, erst einmal abzunehmen. In einem Adipositas-Zentrum, weiß Professor Rolf Rüdiger Olbrisch, Chefarzt der Klinik für Plastische Chirurgie im Diakonie-Krankenhaus Düsseldorf, würden gerade solche Patienten an die Hand genommen und in intensiver Zusammenarbeit mit Hausärzten, Ernährungsberatern, Psychologen und Sportmedizinern betreut und begleitet, bis sie ihr Zielgewicht erreicht hätten. Der Plastische Chirurg gebe hierbei den Patienten die nötige Perspektive am Ende ihrer Wegstrecke, ihre leeren Hauthüllen effektvoll loszuwerden.
Dr. Dirk F. Richter, der mittlerweile über 160 Body-Lifts erfolgreich operiert hat, berichtet von Fällen, die auf diese Weise oder mit Hilfe eines Magenbandes oder -ballons bis zu 180 Kilogramm abgenommen haben. "Ohne dieses enge Netzwerk mit den unterschiedlichen Fachgebieten und die kontinuierliche Unterstützung und engmaschige Kontrolle schaffen es die Patienten meist nicht alleine, aus ihrer gefährdeten Gesundheitssituation mit Bluthochdruck, Zuckerkrankheit und Gelenkverschleiß herauszukommen." Erst wenn sie ihr Zielgewicht ein Jahr lang gehalten haben, werden sie operiert. Rückfälle ins Übergewicht sind nach derartigen Vorbereitungen und aufwendigen Operationen extrem selten. "Wer soviel mitgemacht hat und sich endlich wieder in seiner Haut wohl fühlt, riskiert nicht leichtfertig das erreichte Ergebnis", meint Professor Rolf Rüdiger Olbrisch.
Um so unverständlicher ist für Dr. Hermann Lampe aus Frankfurt die Erfahrung, dass die Krankenkassen sich immer mehr weigern, derartige Eingriffe nach extremer Gewichtsabnahme zu genehmigen. Schließlich erspare man ja den Kassen auch die erheblichen Folgekosten des Übergewichtes. Denn nach erfolgreichem Durchlaufen eines solchen Abnehmprogramms in einem Adipositas-Zentrum seien ernährungsbedingter Bluthochdruck und Zuckerkrankheit sowie Gicht und andere Symptome völlig verschwunden, so Lampe.
Da lohne sich der erhebliche Aufwand schon, meint Dr. Joachim Graf von Finkenstein aus Starnberg in Oberbayern, der mittlerweile über 40 Patienten operiert hat. Allerdings dauere ein solches Body-Lift auch zwischen drei und sechs Stunden und sei je nach Ausprägung mit deutlichem Blutverlust und lang andauerndem Spannungsgefühl behaftet. Der stationäre Aufenthalt ist im Vergleich zur Gesamtliegedauer der bisherigen Einzelschritt-Operationen wie zum Beispiel Bauchdeckenstraffung, Oberschenkelstraffung und Gesäßstraffung allerdings deutlich kürzer: Er liegt bei etwa ein bis zwei Wochen. Und auch die lange Narbe, so seine Beobachtungen, verliert durch den Zugewinn an Hautqualität und Körperkonturen offensichtlich an Bedeutung. Zumal sie an Stellen liegt, die man im alltäglichen Leben ohnehin nicht zur Schau stellt.
Die Rehabilitation dauert zwischen 2 und 8 Wochen. Dabei können die Patienten in der Regel nach drei bis sechs Wochen wieder ihrem Beruf nachgehen. Bis Sport und andere bewegungsintensive Tätigkeiten ausgeübt werden können, sollten allerdings mindestens sechs bis acht Wochen seit dem Eingriff vergangen sein. Mit 5.000 bis 10.000 Euro ist die Body-Lift-Operation vergleichsweise günstig - rechnet man die Einzelpreise aus den früheren Straffungsoperationen zusammen. Außerdem handelt es sich schließlich um ein maßgeschneidertes neues Hautkleid.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
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