Die Fettabsaugung (Liposuction) ist eine der jüngeren Entwicklungen in der Plastischen Chirurgie. Der deutsche plastische Chirurg Josef Schrudde hat die Fettgewebsentfernung über einen kleinen Schnitt initiiert. Er hat 1972 eine Technik vorgestellt, die er Lipexhairese, also Herausreißen von Fettgewebe nannte. Eine ähnliche Technik wandte Fischer 1977 an. Über etwas größere Schnitte führte er ein Spülfräsinstrument ein, das er Planotom nannte. Damit zerkleinerte er das Fettgewebe und saugte es anschließend ab. Da bei dieser Methode das Fettgewebe großflächig von der Unterlage abgelöst wurde, entwickelten sich in über 30% der Patienten Serome (Ansammlung von Wundsekret). Die Schweizer Plastischen Chirurgen Kesselring und Meyer entwarfen 1976 eine große, scharfe Kürette, mit der sie das Fett aus den Reithosen aspirierten, nachdem das ganze Fettgewebe mit einer langen Schere von der Unterlage abgelöst war. Teimourian verwendete 1981 ein Instrument, das von einem Fascienstripper abgeleitet wurde. Der Franzose Yves-Gerard Illouz hat 1977 das Konzept der Tunnelierung des Fettgewebes mit einer dünnen, stumpfen Kanüle entworfen. Dadurch wurde ein Ablösen des Fettgewebes von der Unterlage vermieden und die Durchblutung des Gewebes geschont. Um das Absaugen des Gewebes besser zu ermöglichen war es notwendig, vorher eine gewisse Menge Flüssigkeit zu injizieren. Die Technik wurde zuerst experimentell an großen Fettgewebsgeschwülsten technisch verfeinert, bis Schritt für Schritt auch Patienten mit ästhetischen Problemen behandelt wurden. Durch die niedrige Komplikationsrate wurde die Technik der Fettabsaugung durch Tunnelierung auf den ganzen Körper als Methode zur Körperformung und als begleitende Technik bei plastisch-chirurgischen Operationen ausgedehnt. Ein weiterer Pionier auf dem Gebiet der Fettabsaugung war der Franzose Fournier. In der Anfangszeit wurde vor dem Eingriff nur eine geringe Menge Flüssigkeit eingespritzt, um die Absaugung zu ermöglichen. Man hat dann jedoch festgestellt, dass die Ergebnisse besser wurden je mehr Flüssigkeit eingespritzt wurde. In dieser Entwicklungsreihe wurde aus der so genannten "Dry"-Technik über die "Wet"- und Super-Wet"-Technik die Tumenzenztechnik entwickelt. Der Amerikaner Geoffrey Klein entwickelt die so genannten Tumeszenztechnik, bei der mehrere Liter einer speziellen Lösung vor der Absaugung eingespritzt werden und das Gewebe für die Absaugung vorbereiten. Die so genannte Kleinsche Lösung besteht aus Ringe- bzw. Kochsatzlösung als Volumenträger. Zugesetzt wird das gefäßverengende Mittel Suprarenin, das die Blutungsgefahr minimiert. Weitere Bestandteil ist ein örtliches Betäubungsmittel (Lokalanästhetikum), das den Eingriff in örtlicher Betäubung ermöglicht. Der Zusatz von Bikarbonat schafft einen alkalischen pH-Wert. Dies verringert die Schmerzen bei der Injektion und verbessert die Wirkung des Lokalanästhetikums. In der Anfangszeit der Fettabsaugung wurden in der Regel eher die tiefen Fettdepots abgesaugt, um Komplikationen wie Unregelmäßigkeiten und Hautschäden zu vermeiden. Der Italiener Gasparotti entwickelte die so genannte oberflächliche Fettabsaugung. In seinem Buch "Superficial Liposculpture" hat er die Technik ausführlich beschrieben. Dabei wird Ebene der Absaugung in die oberen Fettschichten verlegt. Durch das oberflächliche Absaugen wird die normale Retraktionsfähigkeit der Haut ausgenutzt, um eine Schrumpfung der Haut zu erzielen. Dies ist natürlich nur innerhalb gewisser Grenzen möglich, ausgedehnte Hautüberschüsse wie zum Beispiel bei der Fettschürzenbildung können dadurch nicht beseitigt werden.
Eine weitere Entwicklung der Fettabsaugung stellte die Ultraschall-asisstierte Liposuction (UAL) dar. Diese Methode wurde von dem Italiener Michele Zocchi 1990 vorgestellt und propagiert. Die Anwendung von Ultraschall soll die Absaugung erleichtern und die Ergebnisse verbessern. Durch die Ultraschallwellen, die vorher appliziert werden, wird die Fettzellwand aufgelöst und der Inhalt verflüssigt. Die Methode wurde in einer Anfangseuphorie immer häufiger angewandt. Allmählich zeigten sich jedoch auch spezifische Nachteile dieser Methode. Die Operationszeit wurde erheblich verlängert mit all ihren Risiken insbesondere bei Eingriffen in Vollnarkose. Dieser Nachteil wurde teilweise behoben durch die Entwicklung kombinierter Sonden, die gleichzeitig die Ultraschallapplikation und die Absaugung zuliessen. Wenn die Ultraschallsonde zu nahe an die Haut gehalten wird, können sich durch die Energieeinwirkung des Ultraschalls an dieser Stelle Verbrennungen entwickelt. Viele Anwender berichteten von einer Häufung von Serombildungen (Ansammlung von Wundsekret) nach Ultraschallabsaugung. Aus diesen Gründen wurde diese Methode von einigen Operateuren wieder verlassen oder nur noch in speziellen Fällen (Rezidiveingriffe, ehr derbes und verhärtetes Fettgewebe) angewendet. Schließlich gibt es noch einige weitere Neuentwicklungen auf dem Gebiet der Absaugtechniken, die aber noch nicht abschließend beurteilt werden können. Beim Lipopulsing (monopolare Hochfequenzliposuction) werden durch einen hochfrequenten elektromagnetischen Spannungsimpuls die Fettzellen aufgelöst. Das Fettgewebe wird dann mit einer feinen Kanüle abgesaugt. Diese Methode eignet sich eher zur Feinmodellierung, da mit sehr dünnen Kanülen gearbeitet wird. Bei der Wasserstrahl-Liposuction wird die Behandlung über eine Kanüle mit zwei Zuleitungen durchgeführt. Durch eine Leitung wird ein mit Druck pulsierender Wasserstrahl in das Gewebe eingespritzt. Der Wasserstrahl löst das Fett und in demselben Arbeitsgang wird das Fett über die andere Leitung abgesaugt. Da die Flüssigkeit sofort wieder abgesaugt wird und die Körperform nicht durch einen Flüssigkeitsüberschuss verzerrt wird , soll der Arzt eine bessere Kontrolle über die Konturen haben und bessere Ergebnisse erzielen. Die Methode ist noch relativ neu, so dass noch keine Langzeitergebnisse vorliegen. Da kein Lokalanästhetikum hinzugefügt wird, sollten die Eingriffe in Narkose durchgeführt werden. Die Vibrationstechnik, Rüttelmethode oder Power assisted Liposuction (PAL) bezeichnet eine Variante der Absaugtechnik. Bei dieser Methode erleichtert eine Vibration der Absaugkanüle die Absaugung. Sie kann sowohl bei der Tumeszenztechnik als auch beim Lipopulsing eingesetzt werden. Die jüngste Entwicklung ist der VASER, eine Weiterentwicklung der Ultraschallabsaugung. Die Ultraschallsonden sind fast halb so dünn wie die herkömmlichen. Die Eintrittsschnitte kann dadurch noch kleiner (3-4 mm) gehalten werden. Das Gerät streut weniger Energie, erzielt aber mehr Wirkung beim Zerstören der Fettzellmembranen bzw. beim Emulgieren des Fettgewebes. Dadurch können Probleme durch hohe Energieeinwirkung auf die Haut (Verbrennungen) minimiert werden. Da das Verfahren noch relativ neu ist, liegen keine Langzeitergebnisse vor. Für viele Plastische Chirurgen stellt die Absaugung in Tumeszenztechnik das Standardvorgehen dar. Vor der Operation muss am stehenden Patienten in Form von Höhenlinien die abzusaugende Körperregion genau mit einem wasserfesten Stift markiert werden. Der Eingriff kann dann sowohl in Vollnarkose oder in örtlicher Betäubung durchgeführt werden. Vorteile der örtlichen Betäubung sind, dass der Patient bei der Operation mitarbeiten kann indem er sich zum Lagerungswechsel selbst dreht und notfalls zur endgültigen Erfolgskontrolle sogar hinstellen kann. Außerdem kommen allgemeine Risiken wie Thrombosen und Embolien seltener vor. Da sehr hohe Mengen an Lokalanästhesie verabreicht werden, sollte eine Überwachung mittels EKG und Pulsoymetrie (Sauerstoffsättigungsmessung des Blutes) durchgeführt. Bei Bedarf kann zusätzlich ein mildes Beruhigungsmittel oder ein Schmerzmittel gegeben werden. Die kleinen Einschnitte, durch die die Kanülen eingeführt werden können mit Nähten verschlossen werden oder offen gelassen werden. Dadurch kann die Restflüssigkeit in den Verband ablaufen. Da durch die Fettabsaugung unter der Haut eine sehr große Wundfläche entsteht, ist die Anwendung einer Kompressionsbhandlung nach dem Eingriff sehr wichtig. Deshalb wird noch auf dem Operationstisch das vorher abgemessene Kompressionsmieder angezogen, das in der ersten Woche nicht entfernt werden sollte, um ein gutes Ergebnis zu erzielen. Danach sollte es noch für weitere 6 bis 8 Wochen überwiegend getragen werden. Die abgesaugte Körperregion ist anfangs noch ziemlich verhärtet und geschwollen. Im Rahmen der normalen Narbenreifung bildet sich dies nach 2 bis 3 Monaten allmählich zurück, bis nach etwa 6 Monaten der Endzustand erreicht ist. Auch wenn die Liposuction immer als harmloser Eingriff dargestellt wird, ist sie doch eine Operation mit all ihren Risiken. Blutergüsse treten selten in etwa 1% der Fälle auf, operationspfichtige sind sehr selten. Einfache lokale Blutungen, die in der Regel nicht behandelt werden müssen treten minimal häufiger auf. Generalisierte Infektionen treten fast nie, lokale Infektionen in unter 1% der Fälle auf. Selten sind auch Störungen des Lymphabflusses mit Auftreten von Lymphfisteln, die meist spontan ausheilen. Thrombosen oder Lungenembolie sind vor allem bei Eingriffen in örtlicher Betäubung sehr selten. Da bei dem Eingriff teilweise sehr hohe Mengen an örtlichem Betäubungsmittel und gefäßverengendem mittel gegeben werden müssen, sollte die Fettabsaugung bei Patienten mit Vorerkrankungen sehr kritisch gesehen werden, um schwerwiegende allgemeine Komplikationen zu vermeiden. Große Unregelmäßigkeiten oder Dellen treten bei erfahrenen Operateuren selten auf. Kleinere Konturunregelmäßigkeiten sind methodenbedingt nicht immer gänzlich vermeidbar.
Hinsichtlich möglicher Nebenwirkungen von Fettabsaugungen will jetzt die Klinik für Dermatologie und Allergologie der Ruhr-Universität Bochum auch eine wissenschaftliche Untersuchung durchführen. Für die Studie würden die Forscher noch weitere Teilnehmer benötigen. Die Studie diene dazu, Nebenwirkungen möglichst gering zu halten. Die Bochumer Universitätsklinik im St. Josef-Hospital habe dafür ein kompliziertes Messinstrumentarium entwickelt. |
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
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