Die Erschlaffung der Gesichthaut und die zunehmende Faltenbildung sind die auffallensten äußerlichen Merkmale des Alterns. Die Alterserscheinungen im Gesicht sind sehr vielfältig. Durch die Anspannung der mimischen Muskulatur bilden sich Falten (anatomisch korrekt müsste es eigentlich Furchen heißen, da es ja Einsenkungen und keine Erhabenheiten der Haut sind). Bekannte Beispiele dafür sind die Stirnfalten, die so genannte Zornesfalten zwischen den Augenbrauen und die Krähenfüße neben den Augen.
Durch die Einwirkung der Schwerkraft kommt es im Alter zu einem Absacken der Gesichtsweichteile. Beispiele sind die so genannte Hamsterbacken am Unterkiefer, die tiefstehenden Augenbrauen und die so genannten Nasolabialfalte (Nasen-Oberlippen-Falte). Die Haut ist unterhalb des Wangenfettkörpers in der Tiefe fixiert (retaining ligaments). Das Absacken des Wangenfettkörpers bewirkt deshalb eine Vorwölbung, die den Schattenwurf und die Tiefe der Nasolabialfalte hervorruft. Der Elastizitätsverlust der Haut bewirkt schließlich einen Hautüberschuss, der vor allem am Hals und an den Wangen in Erscheinung tritt.
Schon sehr früh haben sich Chirurgen mit der Verjüngung des Gesichts beschäftigt. Der berühmte deutsche Chirurg Erich Lexer führte erstmals 1906 eine Gesichtsstraffung durch. Er hat dies jedoch erst wesentlich später veröffentlicht, da Eingriffe zur Verbesserung der Schönheit damals noch nicht akzeptiert waren. Der Eingriff beschränkte sich im Wesentlichen auf eine Entfernung der Hautüberschüsse und eine Hautstraffung. Dieses Vorgehen lebt heute im so genannten S-Facelift oder Mini-Facelift weiter.
1907 beschrieb der Amerikaner Miller die Beseitigung der Alterserscheinungen des Gesichtes durch Entfernung von Hautüberschüssen und Muskeldurchtrennungen. Der entscheidende Nachteil all dieser Methoden war jedoch die geringe Wirkungsdauer. Durch die elastische Rückstellkraft der Haut geht der Spannungseffekt der Haut bald wieder verloren. Diese Techniken wurden aber lange Zeit angewandt.
Ein wesentlicher Impuls ging 1974 von Skoog aus, der als erster das so genannte subkutane muskuloaponeurotische System (SMAS) in die operative Behandlung mit einbezog. Dabei handelt es sich um eine faserreiche Bindegewebsschicht, die das Unterhautfettgewebe in eine oberflächliche und tiefe Schicht aufteilt. Der Amerikaner Ted Lockwood hat sehr schön gezeigt, dass dieses System am ganzen Körper vorkommt und dies für seine revolutionären Entwicklungen des Body-Lift zur Bauchdecken und Extremitätenstraffung genutzt. Im Gesicht ist diese Schicht sehr gut ausgeprägt. Durch Straffung des SMAS können nicht nur Hautüberschüsse beseitigt, sondern auch die Weichteile an die ursprüngliche Position rückverlagert werden. Die Verfeinerung der operativen Techniken der Gesichtshautstraffung geht auf die Franzosen Mitz und Peyronie zurück, die die SMAS-Schicht 1976 detailliert beschrieben haben.
Problemzone der herkömmlichen Facelifttechniken ist das Mittelgesicht, d.h. die Region unterhalb des Unterlides bis zur Nasen-Lippen-Falte. Bei den konventionellen Facelifttechniken wird durch die Straffung ein schräger Zug nach hinten oben ausgeübt. Zur Anhebung des Mittelgesichtes muss aber ähnlich wie für das Stirnlifting ein vertikaler Zug ausgeübt werden. Der berühmte französische Plastische Chirurg Paul Tessier stellte 1982 das so genannte Mask-Facelift vor. Dabei werden die gesamten Wangenweichteile unterhalb der Knochenhaut abgelöst und können so unter vertikalem Zug nach oben fixiert werden.
Die Kenntnisse über die Beutung der unterschiedlichen anatomischen Schichten und die Erfahrung mit diesen Techniken führte schließlich zum so genannten Composite-Facelift, das der Amerikaner Sam Hamra Ende der 1980er Jahre perfektioniert hat. Eine Variation davon ist das so genannte Deep-Plane-Facelift, bei der hauptsächlich unter der SMAS-Schicht sehr ausgedehnt präpariert wird.
Die Einführung der Endoskopie und der Fettabsaugung haben die operationstechnischen Möglichkeiten noch einmal bereichert. Vor der Einführung der Endoskopie war für das Stirnlifting ein sehr großer Schnitt erforderlich, der quer über den Scheitel von einem Ohr zum anderen verlief. Diese lange Narbe führte nicht selten zu Problemen. Vor allem bei Männern kann diese bei späterem Haarverlust (Glatze) deutlich sichtbar werden. Beim endoskopischen Stirnlift dagegen sind nur mehrere kleine Schnitte notwendig. Lokale Fettdepots können als zusätzliche Maßnahme beim Facelift abgesaugt werden. So können die Ergebnisse des Haupteingriffes verbessert werden.
Zusätzlich zum Facelift muss sehr häufig eine Halsstraffung durchgeführt werden, Es kann eine Straffung der Halshaut und/ oder auch ein so genanntes submentales Lifting durchgeführt werden. Beim letzteren wird die Problemzone unter der Unterkiefermitte behandelt, wo sehr häufige ein Doppelkinn vorliegt. Je nach Befund kann hier eine Absaugung des Fettdepots ausreichend sein. Größere Fettdepots können über einen kleinen Schnitt in der Unterkieferfalte entfernt werden. Zusätzlich können durch Nahtvereinigung der freien Ränder des flächigen Halsmuskels die im Alter sichtbaren längsverlaufenden Halsbänder beseitigt werden.
Parallel dazu wurden begleitende Maßnahmen entwickelt. Durch Hautabschleifung kann das Oberflächenbild der Haut verbessert werden. Ein ähnlicher Effekt kann durch das chemische Peeling erzielt werden. Dabei werden ätzende Substanzen (Fruchtsäure, Trichloressigsäure oder Phenol) auf die Haut aufgebracht. Diese Substanzen tragen die oberste Hautschicht ab. Im Rahmen der Heilung kommt es dann zu einem Schrumpfen (shrinking) der Bindgewebsfasern durch das die Haut gestrafft und feine Falten beseitigt werden. Auch eine großporige Haut kann dadurch in der Oberflächenstruktur verbessert werden.
Konturdefekte wie zum Beispiel an den Wangen oder ein fliehendes Kinn können durch Gesichtsimplantate (Silikon, Goretex) behandelt werden. Eine Alternative am Kinn stellen dazu profilverbessernde Operationen am Knochen dar, bei denen je nach Problem das Unterkiefer vor- oder zurückverlagert werden kann. Sehr häufig wird das Facelift mit anderen formverändernden Operationen wie zum Beispiel Nasenkorrekturen oder Lidplastiken verbunden. Sehr oft wird auch eine Unterfütterung der Falten mit Füllstoffen (Kollagen, Hyaluronsäure) oder eine Faltenbehandlung mit Botulinumtoxin (Botox) gemeinsam mit dem Facelift durchgeführt.
Das typische Facelift gibt es nicht. Je nachdem, welche Veränderungen gewünscht werden, wird das operative Vorgehen angepasst. Mit einer Straffung der Stirn werden die Augenbrauen angehoben und die Zornesfalten geglättet. Ein Schläfenlifting bewirkt eine Straffung der Augenregion. Bei einem Wangenlifting wird auch das Fettgewebe, das vom Jochbogen nach unten abgerutscht ist, wieder an Ort und Stelle gebracht. Bei einer Halsstraffung kann durch einen zusätzlichen kleinen Hautschnitt unter dem Kinn überschüssiges Fettgewebe entfernt und der flächige Halsmuskel gestrafft werden. Mit einem Facelift kann ein Verjüngungseffekt von ca. 10 Jahren erzielt werden. Wie lange das Ergebnis anhält, hängt von Ihren individuellen Anlagen und der Gewebebeschaffenheit ab. Normalerweise ist es problemlos, die Operation nach 8 bis 10 Jahren zu wiederholen.
Der Erfolg einer ästhetischen Korrekturoperation hängt ganz besonders davon ab, wie sehr die Erwartung des Patienten mit dem späteren Operationsergebnis übereinstimmt. Ein optimales Resultat ist dann zu erwarten, wenn der Patient die individuell für ihn notwendigen Operationsschritte versteht und über die möglichen Verbesserungen und die Komplikationen informiert ist. Unrealistische Erwartungen sollten in einer ausführlichen Beratung angesprochen werden, damit der Patient später nicht enttäuscht ist.
Dr. Hans Bucher, Nürnberg |
Letzte Aktualisierung am 27.03.2019.