Schaukästen in Hamburg: Der Berufsverband der Deutschen Dermatologen, die Deutsche Dermatologische Gesellschaft und die Initiative ProHaar setzen dem Haarausfall ein Denkmal
Max Schautzer: "In meinem Alter gibt es ja viele Männer mit Haarausfall."
Als erstes fiel es der Maskenbildnerin auf: Lichte Stellen am Hinterkopf. "Soll ich da etwas draufsprühen, damit man im hellen Licht der Bühnenscheinwerfer nichts sieht", hat sie ihn gefragt. Max Schautzer lacht, wenn er die Geschichte erzählt. Bei einem Moderator, der jährlich dutzende Male im Fernsehen zu sehen ist, bleiben äußerliche Veränderungen
dem Publikum nicht verborgen. So kamen bald Briefe von besorgten Zuschauerinnen und Zuschauern, die ihm zahlreiche Wundermittel gegen Haarausfall empfahlen. Zwei hat er ausprobiert, bewirkt haben sie nichts.
Max Schautzer ist schließlich zu einem Kölner Haarspezialisten gegangen. Dort wurde ein Haartest gemacht, und das Ergebnis war eindeutig: genetisch bedingter Haarausfall. In den 80er Jahren gab es noch kein wirksames Mittel dagegen. So hat sich Max Schautzer mit seinem lichter werdenden Haar zunächst einmal abgefunden.
Vor fünf Jahren aber hat er durch seine Ärztin von einem neuen Wirkstoff gegen Haarausfall erfahren. Kurzerhand hat er es sich verordnen lassen und war erstaunt darüber, wie einfach das Medikament zu handhaben ist. Jeden Tag eine Tablette zu nehmen, der Aufwand ist ja wirklich gering, sagt Schautzer. Er ist nicht der Versuchung erlegen, das
Medikament nach kurzer Zeit wieder abzusetzen. Wenn ich etwas mache, dann mache ich es richtig. Ich wusste ja, dass es länger dauert, bis man die Wirkung sieht. Nach einem Jahr bemerkte er eine deutliche Verbesserung - seine Haare wurden wieder dichter.
Auch Freunde und Bekannte sprachen ihn manchmal auf seinen dichteren Haarschopf an. Allzu oft sind solche Gespräche unter Männern aber nicht, ergänzt er schmunzelnd. Männer sprechen miteinander selten über Probleme - Männer wollen lieber stark sein.
An seinem Haarausfall hat ihn nicht so sehr gestört, dass man daran sieht, dass er älter wird. Damit kann er gut leben. Es gibt ja Menschen, denen können die Haare ausfallen und die verändern sich dadurch nicht so sehr. Aber ich hätte mir selber dann nicht mehr gefallen. Der Mann im Spiegel wäre irgendwie jemand anderer gewesen. Ich hatte immer
kräftiges Haar und konnte mir mich nicht mit Glatze vorstellen.
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Ein 4 Meter hohes Objekt erregt die Aufmerksamkeit der Hamburger Bürger. Mitten in der City ragt ein riesiger Haarkamm aus einem Berg ausgefallener Haare.
Die Hamburger staunten nicht schlecht, als sie heute mittag ein buchstäblich haariges Ereignis auf der großen Einkaufsmeile Mönckebergstraße verfolgten: Fernseh-Moderator Max Schautzer (Pleiten, Pech und Pannen) enthüllte vor Journalisten und Passanten um 12.30 Uhr das "Haarausfall-Denkmal": Ein 2 mal 4 Meter großer Glaskasten, gefüllt mit einem Kamm und
Millionen von Kopfhaaren. Er soll zeigen, wie schlecht es um die Haarpracht der Deutschen steht. "Die Aktion ist einmalig", sagte Max Schautzer. "Das Haarausfall-Denkmal macht mit seiner gigantischen Ansammlung von Haarmassen beeindruckend deutlich, welche Dimensionen Haarausfall hat." Dafür haben Friseure aus ganz Deutschland den Besen nicht für die Tonne,
sondern für den guten Zweck geschwungen. Anlass ist die bundesweit stattfindende Aufklärungswoche "7 Tage pro Haar".
Die erschreckende Botschaft auf dem Haarausfall-Denkmal lautet: "86.762.500 Haare verlieren Hamburgs Männer täglich. Zu viele, wie wir finden." Aber natürlich gehen nicht nur in Hamburg den Männern die Haare aus. Jeder 2. Mann und jede 10.Frau in Deutschland hat Haarausfall. Doch darüber reden mag kaum jemand, über Ursachen und Therapien wissen die
wenigsten Bescheid. Die "Initiative ProHaar" will im Rahmen der Aufklärungswoche mit dem Haarausfall-Denkmal das Thema vom Tabu befreien.
Quer durch Deutschland finden während der Aufklärungswoche regionale Informationsveranstaltungen und Haarsprechstunden statt. Den Startschuss für die Aktion gab gestern morgen das Pressegespräch "Deutschland auf den Kopf geschaut" im Royal Meridien in Hamburg. Hoch über der Alster diskutierten Experten, Meinungsforscher, Prominente und Betroffene über
Haarausfall, nach dem Motto: "Schönheitsfehler oder haariges Problem?". Anschließend enthüllte Max Schautzer, Botschafter der Initiative ProHaar, das Haarausfall-Denkmal zusammen in der Hamburger Innenstadt.
Was sich sonst in Haarsieben, Bürsten und auf Schultern in kleinen Mengen sammelt, erregt noch bis zum 31. Januar geballt in einem Glascontainer die Aufmerksamkeit in der Hamburger City. Die Aufklärungswoche rund um das Thema Haarausfall veranstaltet die Initiative ProHaar gemeinsam mit der Deutschen Dermatologischen Gesellschaft und dem Berufsverband der
Deutschen Dermatologen noch bis zum 2. Februar 2004.
Prof. Dr. med Hans Wolff, Leiter der Haarsprechstunde an der Dermatologischen Klinik der Uni München, erläuterte die Ursachen der häufigsten Form des Haarausfalls, der so genannten androgenetischen Alopezie:
"Die Ursache für die androgenetische Alopezie beim Mann ist eine erbliche Veranlagung. Und diese erbliche Veranlagung kann dazu führen, dass unter dem Einfluss eines ungünstigen Hormons die Haarwurzeln schrumpfen. Diesen Prozess, den muss man stoppen, und das kann man heute zum Glück, weil es gut wirksame Medikamente dafür gibt."
Oft beginnt der Haarausfall bei Männern schon vor dem dreißigsten Lebensjahr:
"Häufig beginnt es in den Geheimratsecken, später kommt dann manchmal so eine Lichtung am Oberkopf dazu und bei anderen Männern ist es eher eine diffuse Lichtung. Die meisten Männer sind dadurch gestört. Und wenn ich als Mann einen Haarausfall an mir bemerke, sollte ich zum Spezialisten gehen, und das sind die Hautärzte oder Dermatologen."
Der Hautarzt kann die genaue Ursache des Haarausfalls herausfinden und den Betroffenen geeignete Behandlungsmöglichkeiten empfehlen. In den meisten Fällen ist der Haarausfall erblich bedingt. Gegen diese Form des Haarausfalls hat die Wissenschaft einen neuartigen Wirkstoff entwickelt.
"Beim erblichen Haarausfall, da wirkt am allerbesten ein verschreibungspflichtiges Medikament. Das ist eine Tablette, die enthält den Wirkstoff Finasterid, der zum Beispiel in dem Handelspräparat "Propecia" vorhanden ist. Diese Tablette ist bei über 90% der Männer in der Lage, den Haarausfall zu stoppen."
Professor Wolff empfiehlt Betroffenen, Haarausfall nicht als Schicksal hinzunehmen und frühzeitig einen Spezialisten aufzusuchen.
Thema Haarausfall: Hannes Jaenicke redet Klartext
Hannes Jaenicke ist auch prominenten Botschafter der Initiative "ProHaar". Der beliebte Schauspieler traut sich, was vielen Männern hierzulande schwerfällt: Er spricht offen über seinen Haarausfall.
"Ich habe kein Problem damit, über meinen Haarausfall zu reden. Denn ich gehöre zu den Männern, die auch vermeintlich Unangenehmes ansprechen. Meine Devise lautet: Je lockerer man ein Thema herangeht, das einem auf der Seele brennt, desto leichter lässt sich eine Lösung finden." Doch Jaenickes Einstellung teilen längst nicht alle Männer. Vielen fällt
es schwer, offen über emotionale Themen zu sprechen.
Auch das Thema Haarausfall wird von vielen Männern nur ungern angesprochen. Doch Jaenicke ist sich sicher: "Haarausfall ist nichts, wofür man sich schämen muss. Am besten, man geht damit auf die humorvolle Art um." Der beliebte Schauspieler redet selber ganz offen über dieses Thema. Offen und unkonventionell spricht der Frauenschwarm über seine
schwindende Haarpracht und über sein Erfolgsrezept gegen die lichten Stellen: Ich nehme die Tablette gegen Haarausfall, bekennt Jaenicke.
Jaenicke rät betroffenen Männern, im Gespräch auch sensible Bereiche, das heißt auch Gefühle, ihren Körper und das Thema Haarausfall, nicht auszusparen. "Ich bin es gewöhnt, ganz offen über solche Themen zu reden. In den Staaten gehört das schon seit Jahren zum Alltag." Männer haben in Gesprächen so viele Stärken, macht er deutlich. Sie kommen schnell
auf den Punkt, sind sachlich und lösungsorientiert. Diese Stärken sollten Männer seiner Ansicht nach bewusst einsetzen. Jaenicke ist überzeugt: "Ob man eine Vitaminpille schluckt oder die Tablette gegen Haarausfall nimmt, macht doch nun wirklich keinen Unterschied." Für ihn ist deshalb nichts leichter, als etwas gegen seinen Haarausfall zu tun und
einmal täglich eine Tablette einzunehmen.
Uwe Ochsenknecht steht zu seinem Haarausfall
"Haarausfall ist nichts, wofür man sich schämen muss. Darüber kann Mann doch ganz entspannt reden." Das findet auch Uwe Ochsenknecht, der das Thema Haarausfall zu berühren nicht scheut und seit mittlerweile einem Jahr im Rahmen der Initiative "ProHaar" gegen die falsche Scham vieler Betroffener, über ihren Haarverlust offen zu sprechen, ankämpft: "Die
hartnäckige Vorstellung, alles immer mit sich selbst ausmachen zu müssen, hilft dem Mann keinen Schritt weiter."
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Abbildungen: Quelle: Initiative "ProHaar"
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