Weltweit nimmt die Schönheitschirurgie an Bedeutung zu - in Asien ebenso wie in Amerika oder Europa. Während Schönheitschirurgie in Deutschland mit rund 800.000 Eingriffen jährlich boomt, was etwa 1% der Bevölkerung entspricht, verschönern Mediziner der USA knapp drei Prozent der Bevölkerung operativ. In Korea stieg die Zahl bereits auf 13%.
Unterschiede zwischen den Nationen bestehen vor allem in den Motiven: Westliche Patienten streben meist optische Verjüngung an, im Gegensatz hierzu stecken hinter vielen Korrekturen in Asien ethnische Gründe. So liegt Asien in der Quantität der Schönheitsoperationen auf Platz eins, Qualitätsstandards und moderne Techniken stammen jedoch von westlichen Nationen. Besondere Bedeutung kommt dem internationalen Austausch zu: Regen weltweiten Wissenstransfer unter Kollegen unterstützt Dr. Afschin Fatemi, ärztlicher Leiter der S-thetic Clinic Unna, als Initiator und Gast internationaler Kongresse. Erst kürzlich leitete er verschiedene Workshops mit medizinischen Vorträgen und Live-OPs in Seoul und Pusan. Dabei erhielt er interessante Einblicke in die Arbeit seiner asiatischen Kollegen.
Nach langer Zurückhaltung steigt die Akzeptanz gegenüber der ästhetischen Chirurgie in Asien schlagartig an. So berichtete sogar das koreanische Fernsehen in den Acht-Uhr-Nachrichten über europäische Nachhilfe des Unnaer Arztes in Sachen moderne Techniken bei Schönheitsoperationen. Im Vergleich zu Europa und Amerika liegen Schwerpunkte nicht auf Fettabsaugung, Brustvergrößerung und Faltenunterspritzung, sondern auf Lidkorrekturen. Keine Schönheitsoperation steht häufiger auf dem Plan koreanischer Ärzte als die Lidplastik.
"Eltern schenken ihren Söhnen und Töchtern bereits zum 11. Geburtstag eine Lidfalte", berichtet Dr. Fatemi erstaunt. "Mit dieser Operation steigen Chancen auf dem Arbeits- und Heiratsmarkt." Selbstkritik am Äußeren kommt nicht von ungefähr: Egal ob in Werbung, Fernsehen oder Schaufenstern, der westliche Typ beherrscht das Bild idealer Schönheit. Nirgends legen Menschen so wenig Wert auf die eigene Ethnie wie in Asien. Zwar stehen traditionsbewusste Koreaner der Schönheitschirurgie ablehnend gegenüber, aber mit jeder nachfolgenden Generation verändert sich das Erscheinungsbild Koreas mehr.
Um dem Schönheitsideal zu entsprechen, setzen Asiaten ungewöhnliche Methoden ein. Vor Jahren banden Frauen in China jungen Töchtern die Füße, um so genannte Lotus-Füße - Inbegriff der Schönheit - zu formen. Weiterhin empfinden Asiaten weiße Hautfarbe als edel; daher enthalten fast alle Hautcremes Bleichmittel, um die Pigmentierung zu zerstören. Meist unbekannter Nebeneffekt: erhöhtes Krebsrisiko. Hierzulande hingegen beten die meisten Menschen die Sonne an und liegen regelmäßig unter dem Solarium, um eine "gesunde" Hautfarbe zu bekommen.
Auch im Bereich der operativen Eingriffe nehmen Patientenwünsche in beiden Kontinenten skurrile Formen an. "Während Frauen in unseren Breitengraden eher zum Rasierer greifen, gehören Haartransplantationen vom Kopf in den Schambereich zum Geschäft koreanischer Ärzte", berichtet Dr. Fatemi noch immer überrascht. Doch auch konservative europäische Methoden finden großen Anklang: Großer Bedarf in Asien besteht an neuen schonenden Methoden der Lokalanästhesie. So stellte Dr. Fatemi auf den Workshops neue Formen der Tumeszenzlokalanästhesie vor. Im Gegensatz zur gängigen Vollnarkose in Asien belasten Eingriffe mit diesem Verfahren den Körper weniger. Auch das Absaugen der Schweißdrüsen bei axillärer Hyperhidrose (krankhafte Überfunktion der Schweißdrüsen) gilt als Neuheit unter koreanischen Kollegen und stößt auf großes Interesse.
Mit erhöhter Nachfrage nach Schönheitsoperationen steigt auch die Anzahl der Anbieter. Schönheitskliniken schießen wie Pilze aus dem Boden, ohne entsprechende Qualitätsstandards einzuhalten. "Der asiatische Schönheitschirurgiemarkt ist genauso wenig gesetzlich geregelt wie der deutsche", kritisiert Dr. Fatemi. "Patienten werden dort wie hier mit dem gleichen Problem konfrontiert: Wie finde ich einen guten und seriösen Chirurgen?".
Denn sowohl in Korea als auch in Deutschland dürfen Ärzte ohne spezielle Fachausbildung offiziell verschönernde Eingriffe vornehmen. Um Pfuscher zu enttarnen, rät Dr. Fatemi zu einem intensiven Beratungsgespräch mit dem behandelnden Arzt. "Entscheidungen für eine Operation sollte niemand übereilt treffen", erklärt der Mediziner. "Bei Unsicherheit sollten Interessierte lieber einen zweiten Arzt konsultieren und sich ausgiebig informieren." Auch Erfahrungsberichte bereits operierter Patienten gelten als gute Orientierungshilfe.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
oushi yanpi - europäische Augen: Schönheitsideale in Ost und West,