Operationen an den Lidern gehören zu den häufigsten ästhetischen Eingriffen im Gesicht. Die Altersveränderungen wirken sich an Ober- und Unterlidern unterschiedlich aus. An den Oberlidern entwickeln sich dadurch eine Erschlaffung des Muskels, ein Hautüberschuss und eine Vorwölbung des sog. periorbitalen Fettgewebes. Der Hautüberschuss kann so extrem sein, dass die Oberlidhaut die freie Lidkante überragt und zu einer Sehbehinderung beim Blick nach oben oder geradeaus führt. In einigen Fällen kommt noch eine Schwäche des Lidhebermuskel (Levator palpebrae) dazu, die die Lidhebung zusätzlich behindert.
Am Unterlid kommt es zu einer Verringerung der Spannung des Unterlidbändchens. Dadurch sinkt das Unterlid an der Außenseite nach unten. Die Lidspalte verliert dadurch ihre "Mandelform" mit schräggestellter von außen nach innen leicht abfallender Linie. Im Extremfall kommt es sogar zu einem sog. Ektropium, das heißt die Lidkante hebt sich vom Augapfel ab und wölbt sich nach außen. Dadurch kommt es zu einem tränenden Auge, das leicht austrocknet. Durch Verminderung der Muskelspannung und der Elastizität der Haut entstehen die so genannten Tränensäcke. Die Haut ist in Höhe des knöchernen Augenhöhlenrandes fester mit der Unterlage verwachsen. Dadurch wölbt sich das oberhalb liegende erschlaffte Gewebe in Form der Tränensäcke vor. Dieser Effekt wird verstärkt durch die zusätzliche Vorwölbung des periorbitalen Fettgewebes. Bei einigen Patienten entsteht eine durch Schattenwurf besonders störende Einsenkung zur Nasenwurzel hin, die sog. nasojugale Furche.
Bei der Oberlidplastik werden überschüssige Haut und Muskelanteile und sich vorwölbenes überschüssiges periorbitales Fettgewebe entfernt. Die Schnittführung verläuft in der Oberlidumschlagsfalte etwa 8 mm von der freien Lidkante entfernt und reicht neben dem Auge bis in die Zone der Lachfalten hinein. Der Hautüberschuss wird markieret und die Haut spindelförmig entfernt. Wenn zusätzlich eine Lidheberschwäche besteht, wird eine Verkürzung dieses Muskels durchgeführt. Das einzige bedrohliche Risiko bei diesem Eingriff ist eine Nachblutung bei der Teilentfernung des periorbitalen Fettgewebes, weshalb auf eine penible Blutstillung geachtet werden muss. Für einige Wochen kann durch Narbenzug und Schwellung der Lidschluss inkomplett sein. Dauerhafte Lidschlussstörungen sind sehr selten und können eigentlich nur entstehen, wenn bei der Oberlidstraffung zu viel Haut entfernt wurde. Dies ist glücklicherweise sehr selten der Fall. Die Narben verheilen in der Regel sehr gut und müssen selten korrigiert werden.
Die Unterlidstraffung hat etwas mehr Komplikationsmöglichkeiten. Während die Operationsindikation zur Oberlidstraffung großzügig gestellt werden kann, sollte man bei der Unterlidstraffung etwas zurückhaltender sein. Hauptgefahr der Operation ist ein Narbenzug auf das Unterlid, der anfangs zu einem Sichtbarwerden der Sklera (Bindehaut) unterhalb der Pupille (so genannte Skleral Show) und im fortgeschrittenen Stadium zu einem Ektropium des Unterlides mit Tränen und Austrocknen des Auges führt. Ursache dafür muss nicht immer zuviel entfernte Haut sein.
Allein durch die bei manchen Patienten sehr aktive Narbenbildung oder eine zu geringe Spannung des Unterlidbändchens kann dies entstehen. Aus diesem Grunde sollte bei allen Patienten vor der Operation die Spannung des Lidbändchens durch den so genannten Pinch-Test geprüft werden. Bei geringer Spannung sollte prophylaktisch zusätzlich eine Fixierung des Unterlidbändchens am Außenrand der knöchernen Augenhöhle (laterale Kanthopexie) durchgeführt werden. Da dies sehr oft unterschätzt wird, führen diesen Eigriff manche Operateure routinemäßig durch.
Die Schnittführung bei der Unterlidstraffung ist nur wenige Millimeter von der freien Lidkante entfernt und verläuft an der Außenseite gewinkelt nach unten im Verlauf der Lachfalten. Überschüssige Haut und Muskelantele werden entfernt. Durch sanften Druck auf den Augapfel prüft der Operateur, ob überschüssiges periorbitales Fettgewebe vorliegt. Früher wurde dieses wie am Oberlid entfernt. Der Amerikaner Sam Hamra hat aber aufgezeigt, dass es besser ist, dieses Fettgewebe zu erhalten. Beim so genannten Arcus marginalis Release wird mit diesem Fettgewebe der knöcherne Unterrand der Augenhöhle abgepolstert um einen harmonischen jugendlichen Übergang von der Wange zum Unterlid zu erzeugen. Bei vielen Operteuren gehört dies mittlerweile zum Standardvorgehen.
Um dem Narbenzug auf das Unterlid entgegenzuwirken kann jetzt eine Straffung des Unterlidbändchens und/oder eine Zügelung des Unterlides nach oben an einem außen abgespaltenen Teil des Unterlidmuskels angeschlossen werden. Die Risiken der Operation sind ähnlich wie bei der Oberlidstraffung. Gelegentlich kommt es nach der Unterlidstraffung zu einer Einblutung in die Bindehaut, was sich aber bald von selbst auflöst. Um den Narbenzug auf das Unterlid geringer zu halten, wurden spezielle Operationstechniken entwickelt, die eine äußere Schnittführung und Durchtrennung des Unterlidmuskels mit nachfolgendem Narbenzug vermeiden. Durch eine Schnittführung in der Bindehaut (so genannter transkonjunktivaler Zugang) kann sowohl eine Verkleinerung des Fettkörpers als auch ein Arcus marginalis Release durchgeführt werden. In der Nachbehandlungsphase ist eine Kühlung des Operationsgebietes sehr wichtig. Dies vermindert die Schwellung und durch Verengung der Blutgefässe die Nachblutungsgefahr.
Bei der Oberlidstraffung ist die Schwellung nach einer Woche fast verschwunden, bei der Unterlidstraffung dauert dies und auch die Rückbildung des immer entstehenden Blutergusses etwas länger. Ein geringer Zug auf das Unterlid bildet sich nach einigen Wochen meist im Rahmen der Narbenreife zurück. Ein stärkerer Zug bedarf einer Korrekturoperation. Das Nahtmaterial kann nach 1 Woche gezogen werden. Da die meisten Operateure auflösbare Hautfäden verwenden, müssen nur die Fadenenden abgeschnitten werden. Die Narben können in den ersten Wochen noch gerötet und verdickt sein, nach Abschluss der Narbenreifung (6 Monate) sind sie in der Regel eher unscheinbar.
Die Techniken der ästhetischen Lidoperationen werden auch bei medizinischen Erkrankungen der Lider angewendet. Beispiele hierfür sind die Lidheberschwäche und die sog. endokrine Orbitopathie. Die Lidheberschwäche kann angeboren oder erworben (Horner-Syndrom) sein und wird durch Straffung und Verkürzung des Lidhebermuskels behandelt. Bei der Schilddrüsenüberfunktion kann es durch einen speziellen körpereigenen Wirkstoff zu einer Vermehrung des perorbitalen Fettgewebes kommen. Die führt zu einem Vorstehen der Augen. Durch Verringerung des periorbitalen Fettgewebes wie bei einer Lidplastik kann dies wesentlich gebessert werden.
Man kann Lidoperation sowohl in örtlicher Betäubung als auch in Vollnarkose durchführen. Günstiger ist die örtliche Betäubung, dadurch eine zu umfangreiche Hautentfernung besser vermieden werden kann. Nur die sog. transkonjunktivalen Operationstechniken sind besser in Vollnarkose zu empfehlen, da diese Variante von vielen Patienten in örtlicher Betäubung unangenehm empfunden wird. (Beitrag von Dr. H. Bucher, Nürnberg)
Link: http://www.plastische-chirurgie-nuernberg.info/leistungen/lidplastik.htm
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Letzte Aktualisierung am 02.04.2019.
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