Irgendwann im Leben trifft es jeden - Zahnverlust. Hier ermöglichen Implantate eine optimale Wiederherstellung eines lückenhaften Gebisses. Grundvoraussetzung für ein ausreichend stabil verankertes Implantat: ausreichendes Knochenvolumen. Doch fehlende Zähne, schlecht sitzender Zahnersatz oder entzündliche Zahnfleischerkrankungen fördern den Abbau von Kieferknochen und Zahnfleisch in diesem Bereich.
Bisher entnahmen Mediziner Knochen aus Hüfte oder Becken und pflanzten es in den Kieferknochen ein. Jetzt bietet die Biotechnologie ein hochmodernes Verfahren zur Züchtung von Knochengewebe, das verlorene Knochensubstanz schonend wieder aufbaut. Dazu reicht eine geringe Menge Knochenhaut aus dem hinteren Backenzahnbereich der Mundhöhle.
"Aus den daraus gewonnenen Zellen züchten Experten im Labor neue Knochensubstanz. Diese erhalten wir in Form von ein-Cent-Stück-großen Knochen-Chips zurück und positionieren sie exakt an der Stelle, wo wir später die Implantate setzen", erläutert Dr. med. dent. Ralf Luckey, zertifizierter Spezialist für Implantologie und leitender Zahnarzt im Diagnostikzentrum für Implantologie und Gesichtsästhetik (DIG) in Hannover. Vorteil des Verfahrens mit dem Namen BioSeed®-OralBone: Gute Bioverträglichkeit bei gleichzeitig hoher Funktionalität und Belastbarkeit. Entnahmedefekte und damit verbundene körperliche Einschränkungen, Schwellungen und Schmerzen entfallen ebenso wie Abstoßungsreaktionen.
Nach gründlicher Bestandsaufnahme und eingehender Röntgenüberprüfung des Kieferknochens entnimmt der Implantologe schmerzfrei in lokaler Anästhesie ein ca. ein cm² großes Stück Knochenhaut aus dem Kiefer des Patienten. Außerdem benötigt das Labor etwa 140 ml Blut, das als notwendige Nährsubstanz für den Züchtungsvorgang dient.
"Innerhalb von 6 Wochen entsteht in einem Spezial-Labor eine ausreichende Menge knochenbildendes Gewebe. Auf ein biologisch abbaubares, so genanntes Trägergerüst aufgebracht, bildet es die Voraussetzung für die Entstehung eines stabilen Zellverbundes, den Knochen-Chips, erklärt Dr. Luckey, der bereits hervorragende Erfolge mit diesem Verfahren erzielt. Bei einer gewissen Restknochenhöhe setzt der Implantologe Knochentransplantat und künstliche Zahnwurzel gleichzeitig ein. Das Aufsetzen der Krone erfolgt dann bereits nach drei Monaten.
Im anderen Fall transplantiert der Implantologe erst die Knochen-Chips, die 3 Monate einheilen, und setzt dann das Implantat. Nach sechs Monaten belasten Patienten die Implantatkrone bereits voll. Nach wie vor gilt: Eher früher als später implantieren. "Mit diesem High-Tech-Verfahren steht uns jetzt eine hervorragende Methode zum Knochenaufbau zur Verfügung, die Arzt und Patient nur Vorteile bietet. Auch bei weit fortgeschrittenem Abbau des Kieferknochens erzielen wir so ausgezeichnete Ergebnisse und erhalten optimale Möglichkeiten, Betroffenen den Wunsch nach naturgetreuen Zähnen zu erfüllen", unterstreicht der zertifizierte Implantologe.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
Knochenchips: Neue Technik zum Aufbau des Kieferknochens aus körpereigenem Gewebe, Knochenchips: Neue Technik zum Aufbau des Kieferknochens aus körpereigenem Gewebe