Laut Verband der Deutschen Dental-Industrie (VDDI) setzten Ärzte im Jahr 2003 rund 450.000 Zahnimplantate, ein Jahr zuvor waren es noch 375.000. Grund für die stark steigende Nachfrage: Implantatgetragener Zahnersatz unterscheidet sich sowohl funktional, optisch als auch fühlbar nicht von echten Zähnen. So drängen immer mehr Zahnärzte auf den Markt der künstlichen Zahnwurzeln, um vom Boom zu profitieren.
In manchen Bundesländern darf jeder Zahnarzt den Tätigkeitsschwerpunkt "Implantologie" auf sein Praxisschild schreiben, egal ob er über ausreichend Erfahrung in diesem speziellen Segment verfügt oder nicht. Damit steigt auf Patientenseite die Gefahr, an einen komplett unqualifizierten Arzt zu geraten und sich vermeidbaren Komplikationen auszusetzen.
"Wer als Patient sichergehen möchte, sollte sich bei der Wahl des Implantologen an einen Arzt mit oral- oder kieferchirurgischer Ausbildung wenden", empfiehlt Dr. Lutz Ricken, Fachzahnarzt für Oralchirurgie und ärztlicher Leiter des Qualitätszentrums Implantologie in Bad Wildungen. Im Operationskatalog dieser Fachzahnarztausbildungen nimmt der Bereich Implantologie einen hohen Stellenwert ein, so dass eine fundierte und wissenschaftlich aktuelle Ausbildung gewährleistet ist.
"Im Gegensatz zu Zertifikaten und Tätigkeitsschwerpunkten, die Zahnärzte bei Privatanbietern, Universitäten und Fachgesellschaften erwerben, stellt nur die oral- oder kieferchirurgische Weiterbildung eine Vollzeitausbildung über drei bis fünf Jahre dar. Alle anderen Qualifizierungsmaßnahmen beschränken sich lediglich auf eine geringe Anzahl von Wochenendkursen, ohne kontinuierliche, praktische Ausbildung", gibt Dr. Ricken zu bedenken, der bereits auf die Erfahrung von weit über 1.000 gesetzten Implantaten zurückgreifen kann.
Tägliche Routine des Arztes bietet maximale Sicherheit - daher bildet die Anzahl bereits gesetzter Implantate ein weiteres Auswahlkriterium. Da eine Implantation als chirurgischer Eingriff immer Komplikationen und Risiken birgt, gehört die Behandlung in die Hände eines erfahrenen Chirurgen. Künstliche Zahnwurzeln finden bei vielfältigen Ausgangssituationen Einsatz - bei einzelnen Zähnen, größeren Lücken, fehlenden Backenzähnen oder bei Totalersatz. Beim Verlust mehrerer Zähne muss nicht jeder einzelne Zahn durch ein Implantat ersetzt werden. Meist reicht eine Brücke mit zwei Implantaten als Brückenpfeiler oder eine Hybrid-Brücke mit Implantat und natürlichem Zahn als Brückenpfeiler, um zusätzliche Zähne zu ersetzen.
"Im Gegensatz zur herkömmlichen Brücken- oder Kronenversorgung besteht bei Implantaten keine Notwendigkeit, benachbarte Zähne zu beschleifen - gesunde Zahnsubstanz bleibt somit erhalten. Bei guter Mundhygiene halten Implantate ein Leben lang - deutlich länger als herkömmlicher Zahnersatz", erläutert Dr. Lutz Ricken.
Letzte Aktualisierung am 29.07.2015.
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